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Haben die X-Games überhaupt noch eine Relevanz?

Heute beginnen die 20. X-Games. Doch das Interesse schwindet und die Preise steigen. Ist die weltweit größte Extremsportveranstaltung mit 20 Jahren einfach schon zu alt?
Photo by Flickr user NoNo Joe

Vor Kurzem hat ESPN bekanntgegeben, dass bei den diesjährigen X-Games Metallica und Nicki Minaj als Hauptact auftreten werden. Und die sind in bester Gesellschaft. Denn ebenso werden Talib Kweli, The Glitch Mob, Kid Ink, Pennywise, Deltron 3030 und Joywave bei dem großen Action-Event musikalisch mit von der Partie sein. Während man von Veranstalterseite die X-Games immer mehr ausgebaut hat und auf die Teilnehmer über verschiedene Channel aufmerksam macht, stellt sich die Frage, inwieweit die mittlerweile zwei Jahrzehnte auf dem Buckel habende Großveranstaltung in der heutigen Actionsportwelt überhaupt noch von Relevanz ist.

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Seit ihrer Premiere 1995 haben sich die Veranstalter der X-Games nicht gerade damit zurückgehalten, ihre Events nicht nur immer bigger und better zu machen, sondern auch möglichst gewinnbringend zu vermarkten. Das Unternehmen dahinter, eine Tochtergesellschaft von ESPN, bietet zudem auch reichlich X-Games-Merch feil, darunter Roller, Skateboards und Bettwäsche.

Mia San Mörtsch

Im Jahr 2011 wurde verkündet, dass die X-Games zu einem weltweiten Spektakel ausgebaut werden sollen, doch schon zwei Jahre später machte ESPN wieder einen Rückzieher, weil das Interesse fernab der Heimat geringer war als erwartet. Für den deutschen Standort im Münchener Olympiapark galt das aber eigentlich nicht. Dort fanden 2013 die ersten und letzten X-Games statt, und obwohl mehr als 100.000 Zuschauer zum Actionsportspektakel strömten, war danach von ESPN-Seite total überraschend Schluss. Doch da man in München mittlerweile Blut geleckt hatte und das große Wachstumspotential von Actionsportarten erkannte, beschloss man einfach, ein eigenes Event auszurichten: das Munich Mash. Das fand 2014 einen so großen Anklang, so dass es Ende Juni in die zweite Runde geht.

Die X-Games ersetzten die Übertragungen aus München, Barcelona und Foz do Iguaçu (Brasilien) mit der sogenannten Real Series, die auf ABC ausgestrahlt wird. Beim Real-Series-Wettbewerb reichen Athleten kurze Videobeiträge von sich ein. Die besten Videos werden dann im Rahmen der Sommer- und Winteredition der X-Games ausgezeichnet. Dieses Jahr müssen Besucher zwischen 25 und 1.300 Dollar berappen—und das bei einer Veranstaltung, die traditionell nichts kostet, was so einige Kritiker auf den Plan gerufen hat.

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Doch nicht nur deswegen: Denn letztes Jahr durften zum ersten Mal professionelle Videospieler an den Start, was beileibe nicht bei allen gut ankam. Denn viele fragten sich, wie es denn sein kann, dass am Ende eGamer die gleichen Medaillen erhalten wie wagemutige Skater oder BMX-Cracks.

„Ich war anfangs ziemlich schockiert", sagt Freeskiing-Ass Jossi Wells. Der Neuseeländer ist dreimaliger Silbermedaillengewinner bei den Winter-X-Games und hat im letzten Jahr bei den Olympischen Winterspielen in Sotschi auch sein Heimatland vertreten dürfen. Er wird in Freeskier-Kreisen für sein Zero Spinning gefeiert, bei dem man rückwärts auf eine Rampe zufährt und—ohne sich in der Luft um die eigene Achse zu drehen—genauso wieder landet. Dreimal hat er in Sotschi diesen Sprung ausgeführt und damit für Aufsehen gesorgt, schließlich gilt doch eigentlich die Devise, der Jury so viele Flips wie möglich zu zeigen.

„Mir hat einer von ESPN gesagt, dass unsere Actionsportarten und Videogame-Events dieselbe Altersklasse anziehen, also macht das durchaus Sinn", sagt Wells. „Ich hoffe, dass wir auf diesem Wege noch mehr Zuschauer für unseren Sport gewinnen können."

Im letzten Jahr wurde mit 160.000 Besuchern ein neuer Besucherrekord aufgestellt. Insgesamt schalteten 32 Millionen Menschen ein, was einem Zuwachs von zehn Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Laut einem ESPN-Insider, mit dem VICE Sports gesprochen hat, gehörten dabei Videogaming-Beiträge zu den am beliebtesten Inhalten auf XGames.com.

Glaubt man dem Herausgeber des Snowboarder-Magazins, kann man den Stellenwert der X-Games für die Actionsport-Szene gar nicht hoch genug einschätzen: „Die X-Games reißen die Hauptzielgruppe noch mehr mit als die Olympischen Spiele. Außerdem gilt es als DAS Event, bei dem die Könige ihrer Sportart gekürt werden. Ganz so wie bei Danny Davis, als er dieses Jahr Shaun White schlagen konnte und Gold holte. Sein Erfolg hat die gesamte Szene elektrisiert."

Also ja, die X-Games sind auch im Jahr 2015 noch ein echtes Must für alle Freunde des Actionsports.