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FIGHTLAND

Die Polizei in Rio soll einen Jiu-Jitsu-Kämpfer aus Neuseeland entführt haben

Polizisten zogen Kampfsport-Ass Jason Lee in ein Auto, damit er mit ihnen von Bank zu Bank fährt. Nachdem er sich bei Twitter beschwerte, kriegt er jetzt auch noch polizeiliche „Hausbesuche".

What did you guys get up to yesterday?
I got kidnapped. Go Olympics#Rio2016
— Jason Lee (@jasonleejitsu) July 24, 2016

Der neuseeländische Jiu-Jitsu-Kämpfer Jason Lee ist nur zwei Wochen vor Beginn der Olympischen Spiele mit einer ziemlichen Horrorgeschichte an die Öffentlichkeit getreten. Er gab an, mitten in Rio von brasilianischen Militärpolizisten gekidnappt worden zu sein. Die Polizei habe ihn zu zwei Geldautomaten gefahren und ihn dort gezwungen, Bargeld in Höhe von umgerechnet 550 Euro abzuheben. Wenn diese Story wirklich stimmt, will man eigentlich gar nicht mehr hören: Mögen die Spiele beginnen!

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Laut der New Zealand Herald gab Lee—der seit zehn Monaten in Rio lebt, aber nicht an den Spielen teilnehmen wird, weil Jiu-Jitsu nicht olympisch ist—auf Facebook bekannt, dass die Polizisten ihm mit Verhaftung gedroht hatten, falls er sich querstellen sollte. Lee weiter:

„Ich weiß nicht, was trauriger ist: Die Tatsache, dass so etwas Ausländern so kurz vor den Olympischen Spielen zustößt, oder die Tatsache, dass Brasilianer in einer Gesellschaft leben müssen, die einen solchen Scheiß täglich möglich macht. Dieser Ort ist echt unter so vielen Gesichtspunkten gefickt."

Lee erzählte später dem neuseeländischen Nachrichtenportal Stuff, dass alles damit begann, dass ihn zwei Polizisten auf Motorrädern anhielten, weil sie eine routinemäßige Waffen- und Drogenkontrolle durchführen wollten. Später sagten sie ihm, dass er nicht ohne seinen Pass fahren dürfe.

„Der eine bat mich, meine Arme auszustrecken, dann wurde ich abgetastet", so Lee gegenüber Stuff. „Er griff mir in den Schritt, was ziemlich überraschend kam, weil bis dahin alles recht professionell ausgesehen hatte."

Dann wollten sie Geld von ihm haben.

„Diese Typen haben mich angehalten und haben Waffen. Ich war in keiner guten Verhandlungsposition", erzählte er Stuff. Lee beschrieb im Folgenden, wie ihn die Polizisten zwangen, auf einer Autobahn in entgegengesetzter Fahrtrichtung zu einem Zivilfahrzeug zu fahren. In dem Wagen versteckten sich dann die Polizisten, während Lee die Geldautomaten abklapperte. Erst nachdem er den Polizisten das Geld übergeben hatte, wurde Lee freigelassen.

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Doch die Geschichte ist hiermit noch nicht beendet. Denn Lee und seine Freundin Laura McQuillan—eine Journalistin, die über die Olympischen Spiele berichten wird—haben gestern auf Twitter mitgeteilt, dass die Militärpolizei gestern vor ihrer Wohnung aufgetaucht ist. Dabei dürfte die eigentlich gar nicht ihre Adresse haben. Lee und Laura weigerten sich, den wartenden Polizisten aufzumachen, riefen indes die Zivilpolizei an und wandten sich an ihre Botschaft. Am Ende zogen die Militärpolizisten ab. Eigentlich kaum vorstellbar, dass diese alarmierende Geschichte nicht auch noch einen dritten Akt haben wird.

Doorman just called to say Policia Militar - the police who kidnapped my boyfriend - are downstairs. They should not have our address.
— Laura McQuillan (@mcquillanatorz) July 25, 2016

Policia Militar have shown up at my apartment unannounced. I have refused them access, called my embassy and we are waiting for Civil Police
— Jason Lee (@jasonleejitsu) July 25, 2016

Locked in our apartment awaiting advice from the NZ ambassador. Policia Militar has now left. Awaiting arrival of Civil Police

— Jason Lee (@jasonleejitsu)July 25, 2016

Lees Vorwürfe sind kein gutes Zeichen für Olympische Spiele, die schon seit Monaten massenweise Kritiker auf den Plan gerufen haben. Sei es der Zika-Virus im Gastgeberland, die Wasserverschmutzung, unfertige Sportstätten oder Sportler, die sich aufgrund von Gasgeruch weigern, ins Olympische Dorf zu ziehen: Rio 2016 ist und bleibt ein echtes Sorgenkind.

Wollen wir hoffen, dass sich alles noch zum Besseren wendet. Ganz nach dem Motto: Eine verpatzte Generalprobe sorgt für eine gelungene Premiere.