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Fc Bayern München

Die Schickeria kritisiert FC Bayern heftig für die Meisterfeier

Die Bayern-Meisterfeier war eine Festivität der Peinlichkeiten. Nach langer Zeit äußerte sich die Ultra-Gruppierung nun – und erhebt schwere Vorwürfe gegen den Verein.
Foto: Imago

Was macht eine gute Feier aus? Spontanität, gute Musik, Interaktion. All das hatte die Bayern-Meisterfeier nicht. Im Gegenteil, sie wurde zu einer durchchoreografierten Ansammlung von perfekten Bildern. Der Bayern-Vorstand hat wohl nicht ganz verstanden, dass eine nonstop-ballernde Konfetti-Kanone nicht spontane Freude ersetzen kann.

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Die Fanvereinigung Club Nr. 12 kritisierte die Choreo, die ohne Absprache mit den Fans an eine Eventagentur herausgegebenen wurde. Doch eine andere wesentliche Gruppe blieb zunächst ruhig: Die Schickeria München. Die äußert sich nun in einer Stellungnahme und erhebt teils schwere Vorwürfe gegen den Verein.

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Zunächst kritisiert die Gruppierung die Entscheidung des Vereins, Choreos einzukaufen, wie es Topvereine à la Juventus, Real oder Barcelona machen, statt sie in die Verantwortung der Fans zu geben. "Der FC Bayern scheint nun auch diesen Weg beschreiten zu wollen und wird somit ein Alleinstellungsmerkmal unter Europas Topclubs aufgeben", heißt es. "Wieso brauchte es diese bezahlte Choreographie, obwohl man seit einigen Jahren weiß, dass dies von weiten Teilen der Fanszene als absoluter Affront verstanden wird?"

Auch das Verhalten der Spieler nach dem Abpfiff wird moniert. Zwar versteht man, dass auch die Spieler wenig Lust auf einen Platzsturm haben. ("Vorab: Wir sind niemand, der den Spielern einen Vorwurf macht, wenn sie sich bei einem Platzsturm zügig verziehen. Diese Typen stehen jeden Tag in der Öffentlichkeit und das letzte, worauf die Bock haben, ist nach dem Spiel noch 5000 Selfies mit irgendwelchen Fans machen zu müssen.") Die Gruppe konnte jedoch nicht nachvollziehen, warum die Spieler nicht mehr Präsenz in der Kurve zeigten: "Bei allem Respekt vor den Familien der Spieler, aber wir verstehen nicht, wieso die sofort vor die Kurve kommen. Die Fans feiern gerne von der Tribüne aus mit der Mannschaft, aber wenn sich jeder Spieler um Frau und Kinder kümmert, dann funktioniert das eben nicht."

Die Spieler mit ihren Familien und Sicherheitsabstand zu den Fans | Foto: Imago

Im Anschluss findet die Schickeria harsche Worte für das Sicherheitskonzept der Bayern. Zum einen soll das Fangnetz an einigen Stellen mit Metallkabelbindern an den Zaun gebunden worden sein. Außerdem sollen die Fluchttore zum Spielfeld im gesamten Stadion verschlossen gewesen sein. Dazu soll der Zaun stellenweise mit Schmierseife eingerieben worden sein - was verhindern soll, dass Zuschauer über die Absperrung klettern. Fans hatten das bei der Vorbereitung der Choreographie für Philip Lahm jedoch bemerkt und interveniert.

Man hatte sich bereits gewundert, warum die Schickeria so lange geschwiegen hatte, dafür sind die Vorwürfe nun umso schwerwiegender. Anscheinend wollte der Verein mit dem offensichtlichen Ausschluss der aktiven Fanszene an der Organisation der Feierlichkeiten eine Duftmarke setzen. Nach dem Motto: Wer uns kritisiert, der muss draußen bleiben. Doch die Anschuldigungen, Fluchtwege zu versperren oder Schmierseife an den Zaun zu reiben, sind heftig. Der Verein hat sich bisher nicht dazu geäußert. Dennoch zeigt sich die Gruppe zum Schluss der Stellungnahme etwas versöhnlich: "Wir wünschen uns für das nächste Jahr wieder die Deutsche Meisterschaft. Wir wünschen uns aber auch einen respektvollen Umgang mit dem Gegner, mit uns Fans und die nötige Liberalitas Bavariae, wenn die Freude am Ende dann doch von den Rängen auf den Platz überschwappt."