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Die Polizei Mannheim legt sich mit Auto-Angebern an

Sie verteilt Gelbe Karten mit der Aufschrift "Stop Posing – Hör auf, dich zur Schau zu stellen". Aber es trifft die Penis-Vergleicher auf vier Rädern noch deutlich härter.

Foto: imago | Südraumfoto

Fast jede Großstadt hat sie: Die breitspurige Straße im Zentrum, auf der Männer, die geistig etwas hängen geblieben sind, ihre Karren durchtreten und auf diese Weise ihr Ego oder die Illusion von einem großen Penis pflegen. Oder es bereitet ihnen einfach nur Spaß, im Monatsrhythmus Tausende von Euros für verchromte Kfz-Teile oder neue 21er-Zoll-Schlappen auszugeben, weil ihr Verschleiß beim Gummigeben von Ampel zu Ampel kein geringer ist.

Mag sein, dass das motorisierte Pimmelfechten für die aktiv darin Involvierten eine Mordsgaudi darstellt, für den Rest der Welt—insbesondere die Bewohner solcher Balzstraßen—ist es einfach nur laut und gefährlich. Berlin zum Beispiel hat den Ku'damm, Stuttgart die Theodor-Heuss-Straße und in Mannheim wird gleich die gesamte Innenstadt zum mehrrädrigen Egotrip zweckentfremdet. Doch nun ist der Mannheimer Polizei die Hutschnur geplatzt. Nachdem mehr als 200 Hinweise vom Ordnungsdienst und genervten Bürgern bei den Beamten eingegangen waren, starteten sie eine Offensive gegen die Tuning-Freunde und ihr nächtliches Motorengeheul.

Und weil die gewöhnlichen Bußgelder für die Fahrer in ihren teilweise recht teueren Karren kaum einen Abschreckungseffekt besaßen, fahren die Beamten nun weitere Geschütze auf: Fahrer, die an mindestens zwei Tagen lärmend auffielen, bekommen als Warnung nun eine Gelbe Karte zugeschickt mit der Aufschrift "Stop Posing" ("Hör auf, dich zur Schau zu stellen"), erklärt der Leiter der Verkehrspolizeidirektion, Dieter Schäfer, laut Spiegel Online.

Insgesamt konnten die Beamten 144 "Prollfahrzeuge" identifizieren, wobei 34 ihnen davon wiederholt aufgefallen waren und sie 22 komplett aus dem Verkehr zogen—plus zwei Motorräder. Bei ihnen soll die Betriebserlaubnis durch Umrüsten ausgelaufen sein. Das bedeutet, die Fahrzeughalter werden für das Abschleppen, das Gutachten und den Rückbau des Tunings nun zur Kasse gebeten. Da geht es dann mal tausend Euro oder mehr und das sollte auch dann den gutbetuchten Posern ein Loch ins Porte­mon­naie reißen. Da werden sich also ein paar Typen mit dem Kauf des Diffusor-Heckschürzeneinsatzes für ihren 500er SL noch ein paar Monate gedulden müssen.