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Deutschland

Die Bayern-Taktik beim Spieler-Wegkaufen: Katern lassen und zuschnappen

Alle erfolgreichen Bundesligisten beschwerten sich in der Vergangenheit, dass Bayern ihnen die besten Spieler wegkaufte. Wir haben diese Transfers analysiert und die Kater-Strategie erkannt.
Foto: Imago

Wenn heute das Team des FC Bayern in der Arena auf Schalke den Rasen betritt, wird es für Manuel Neuer wieder wütende Pfiffe geben. Der im königsblauen Strampler auf die Welt gekommene Nationalkeeper war vor fünf Jahren zum bayerischen Rekordmeister gewechselt. Bis heute verzeihen ihm die Schalker Fans diesen Schritt nicht. Doch nicht nur die Schalke-Fans können von den jährlichen Shoppingtouren des Rekordmeisters ein böses Liedchen singen.

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Der FC Bayern kauft seit Jahren den direkten Konkurrenten oder aufstrebenden Teams die Spieler weg. Der Vorwurf der halben Bundesliga: Gezieltes Schwächen dieser Teams. Bayern selbst plädiert dafür, dass diese Transfers die einzige Möglichkeit sind, um den eigenen Kader zu verstärken und verweisen auf die Regeln des Marktes, denen auch die Klubs darunter mit ihren Transfers bei der direkten Konkurrenz unterworfen sind. Die Wahrheit liegt wohl irgendwo dazwischen.

Aber ist an dem Vorwurf der gezielten Schwächung überhaupt etwas dran und ist bei den Shoppingtouren der Bayern ein Schema zu erkennen? Wir haben uns die Käufe bei den aufstrebendsten Verfolgern auf nationaler Ebene seit der Jahrtausendwende mal angesehen und geschaut, wo es danach für sie hinging. Neben immer wieder gleichen Klubs erkannten wir auch öfter die bayerische Taktik des Abwartens einer Katersaison.

2002/2003: Ze Roberto und Michael Ballack

Nachdem Bayer Leverkusen in der Saison zuvor mit dem Vize-Triple in Champions League, Meisterschaft und DFB-Pokal endgültig zu Vizekusen mutierten, katerte sich die Werkself in der Saison darauf auf den 15. Tabellenplatz. Die Bayern wurden mit 16 Punkten Vorsprung Meister, nutzten die schlechte Verhandlungsposition des Fast-Absteigers und kauften sich mit Michael Ballack und Ze Roberto das Herzstück der Bayer-Elf. Beide schlugen bei den Bayern voll ein.

Foto: Imago

2004/2005: Lucio und Torsten Frings

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Leverkusen wurde in der Saison Tabellendritter, nur drei Punkte hinter dem FC Bayern. Werkself-Starspieler dieser Saison war Lucio, der für 12 Millionen Euro von den Bayern losgeeist wurde. Nach dem Lucio-Verkauf wurde Bayer nur Sechster und hatte 20 Punkte Rückstand auf die Bayern.

2005/2006: Valérien Ismaël

Nach dem überraschenden Meisterschaftsgewinn von Werder Bremen entwickelten sich die Bremer zum ärgsten Bayern-Jäger. Der Rekordmeister sicherte sich ein Jahr später die Dienste von Abwehrchef Valérien Ismaël. Die Bremer schafften es trotzdem wieder auf Platz zwei—fünf Punkte hinter den Bayern mit Stammspieler Ismaël.

2006/2007: Daniel van Buyten

Der HSV wurde in einer starken Saison Dritter und der damals aus Marseille gekommene Daniel van Buyten war der herausragende Innenverteidiger der Hamburger. Grund genug sich die Dienste des Belgiers zu sichern—dachte sich der FC Bayern. Van Buyten wurde wichtiger Bayern-Kicker, der HSV erreichte nie mehr den dritten Platz in der Liga.

2007/2008: Miroslav Klose

Miroslav Klose war damals schon einer der besten deutschen Stürmer und schoss die Bremer auf Platz drei—und somit sechs Punkte vor die Bayern. Also wechselte er im besten Fußballeralter von 29 Jahren für 15 Millionen Euro zum Rekordmeister.

2008/2009: Tim Borowski

Werder Bremen wurde wieder Zweiter. Bayern kaufte Mittelfeldstratege Tim Borowski, der bei den Münchnern jedoch nie glücklich wurde. Für den langjährigen Bayern-Konkurrenten Werder, die wieder einen Spieler Richtung Süden verabschieden mussten, begann nun die Talfahrt mit einem zehnten Platz in der Saison darauf.

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2009/2010: Mario Gomez

Der Überraschungsmeister des VfL Wolfsburg degradierte den FC Bayern auf den zweiten Platz in der Saison 2008/2009. Hinter den Bayern stand der VfB Stuttgart, Meister von 2007, mit diesem 23-jährigen Stürmer Mario Gomez, der in den letzten Saison immer Zweistellig traf. Für 30 Millionen lotsten sie Gomez nach München. Der Rest der VfB-Geschichte ist bekannt.

2010/2011: Luiz Gustavo

In der Hinrunde der Saison 2008/2009 wurde die TSG Hoffenheim mit ihrem dynamischen Fußball überraschend Herbstmeister und boten den Bayern Paroli. Nachdem sich der Wirbel gelegt hat und die TSG eine Saison darauf nur Zehnter wurde, gönnte sich der FC Bayern nach Prinzip „Katersaison abwarten" den Mittelfeld-Kopf Luiz Gustavo. Die Hoffenheimer mutierten (nicht nur wegen Gustavo) zum grausten Mäuschen unter den grauen Mäusen.

2011/2012: Manuel Neuer

Neuer wurde 2010 WM-Torwart und holte mit Schalke den Vizemeistertitel. Ein Wechsel war noch zu früh—aber es gibt ja die Katersaison. In der nächsten Saison 2010/2011 konnten sich die Königsblauen mit 40 Punkten so gerade vor dem Abstieg retten. Unter anderem sorgten die Knappen jedoch mit dem Halbfinaleinzug in der Champions League für Aufsehen. Die deutsche Nummer 1 sollte jedoch lieber beim FC Bayern kicken: „Kaufen wir."

2012/2013: Mario Mandzukic und Dante

Weil von Überraschungsmeister Dortmund (noch) keiner wollte, holten sich die Bayern mit Mandzukic den besten Wolfsburger Stürmer. Da Borussia Mönchengladbach überraschend Vierter wurde und wegen des Kleingelds noch keine Spieler halten konnte, kauften sich die Bayern auch den Gladbacher Chef-Verteidiger Dante. Gladbach tat sich schwer den Abgang zu ersetzen, der VfL Wolfsburg sucht bis heute nach „dem" neuen Knipser.

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2013/2014: Mario Götze

Was? Der BVB wurde schon wieder Meister? Der Rest ist Geschichte.

2014/2015: Robert Lewandowski

Bayern wurde Meister 2014, aber Lewandowski holte für Borussia Dortmund die Torjägerkanone. Hat sich wohl ausgezahlt…

2015/2016: Mats Hummels

Mit Hummels neben Boateng gönnte sich der FC Bayern die Innenverteidigung der Nationalmannschaft. Auch hier dauerte es einige Zeit, doch am Ende konnte vor allem eines überzeugen: Die ständige Aussicht auf Titel und die ein oder andere Katersaison eines Verfolgers.

Fortsetzung folgt…