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Was für 50+1? So sieht der nächste Fußball-Patriarch aus

Für September plant Martin Kind die Alleinherrschaft bei Hannover 96. Auch wenn die Fans gegen ihn protestieren, der Hörgeräte-Händler weiß: „Die Bundesliga ist ein Wachstumsmarkt."
Foto: Imago

Tragen die Spieler von Hannover 96 bald ein Kind im Ohr? Oder zumindest auf der Brust? Der langjährige Vereinspräsident und Hörgeräte-Unternehmer Martin Kind möchte in diesem Jahr die alleinige Mehrheit am derzeitigen Zweitligisten übernehmen.

Moment: Im deutschen Fußball gibt es doch die 50+1-Regelung, die genau das verhindern soll? Ja schon, allerdings gibt es eine Ausnahme: und zwar bei einer 20-jährigen, erheblichen Förderung des Vereins. Diese ist bei dem inzwischen 72-Jährigen der Fall. Im September 1997 hatte Martin Kind das 96-Präsidium übernommen und sich seitdem auch mit seinem Privatvermögen eingesetzt.

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Bereits 2015 hatte der Verein die letzten Anteile der ausgelagerten Profi-Abteilung an die Investorengruppe um Martin Kind verkauft. Viele Fans gingen damals auf die Barrikaden, weil sie eine zu große Macht des Unternehmers fürchteten.

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Für sie kommt es nun also noch schlimmer, denn anders als zunächst erwartet stellte Kind den entsprechenden Übernahme-Antrag als Privatperson und nicht im Namen der Investorengruppe. In Zukunft hätte er dann die alleinige Kontrolle über den Verein. Sein Unternehmen als Trikotsponsor wäre dann wohl ein Kinderspiel. Und Hannover stünde endgültig auf einer Stufe mit den Investoren-Clubs Hoffenheim, Leverkusen, Wolfsburg und Leipzig.

Passend dazu: Die innige Hassliebe zwischen 96-Ultras und Martin Kind und der Polizei

Wobei man Kind auch einiges zugutehalten muss. Er begann sein Engagement, als Hannover in der Regionalliga spielte, und führte die 96er bis nach Europa. Und auch in Zeiten sportlicher Misere stellte er seine Unterstützung nicht ein. Man möchte fast glauben, dass ihm Hannover 96 eine Herzensangelegenheit ist, bei der es ausnahmsweise nicht um Profit und Wachstum geht. Andererseits sagt Kind nun eben auch Sätze wie: „In der Vergangenheit war ein Engagement in einen Fußball-Club aus unternehmerischer Sicht wenig attraktiv. Es war vielmehr eine Risikoentscheidung. In Zukunft können Investitionen in Bundesliga-Clubs aber auch wirtschaftlich interessant sein. Die Bundesliga ist ein Wachstumsmarkt."

„Risikoentscheidung", „Wachstumsmarkt", „Wirtschaftlich". Alles Begriffe, bei denen sich Fußball-Romantikern die Rückenhaare aufstellen.