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Grüne wollen Datei „Gewalttäter Sport“ revolutionieren—und ändern dabei gar nichts

Die vielkritisierte Datei „Gewalttäter Sport", die Daten von Fußballfans sammelt, soll laut eines Antrags der Grünen eingestellt werden. Ersetzen soll es ein Programm aus NRW, das nicht viel anders ist.
Foto: Imago

Die Bekämpfung von gewalttätigen Fußballfans sorgt schon seit Jahren für Gesprächs- und Diskussionsstoff in Deutschland. Die Bundestagsfraktion vom Bündnis 90/Die Grünen fordert nun die Bundesregierung in einem Antrag vom 1. Oktober auf, die pikante Datei „Gewalttäter Sport" von Grund auf zu ändern und zu überprüfen.

Einer der Hauptpunkte ist neben der Bekämpfung von Rechtsextremismus die Stigmatisierung von Fußballfans. So will die Partei, dass Daten von Fans aus dieser Datei gelöscht werden, wenn diese freigesprochen wurden oder nachweislich keine Straftaten begangen haben. Zudem sollen die Betroffenen über die Verwendung ihrer Daten informiert werden und die Löschungsfristen „drastisch reduziert" werden. Die Fans sollen also auch erfahren, wenn die Polizei ihre Daten an die jeweiligen Vereine übergibt. Die vielkritisierte Zentrale Informationsstelle Sporteinsätze (ZIS) soll zudem einen unabhängigen wissenschaftlichen Beirat bekommen.

Was sich erst mal sehr positiv anhört, stößt jedoch bei vielen Fans schon jetzt auf Kritik. In NRW sitzen die Grünen anders als auf Bundesebene nicht in der Opposition, sondern mit der SPD in der rot-grünen Regierung und setzen das Konzept „Intensivtäter Gewalt und Sport" um. Doch auch in diese Liste kann ein Fan ebenfalls ohne strafrechtliche Vorstrafen gelangen. Es reicht lediglich ein Hinweis eines szenekundigen Polizeibeamten (SKB), der einem Fan einen gewissen Einfluss auf eine Gruppe bescheinigt. Ebenfalls wird der Fan über eine Aufnahme des eigenen Namen in dieser Datei nicht erwähnt. Widersprechen sich die Grünen also?

Ja, doch sie fordern in ihrem Antrag an die Bundesregierung keine Überarbeitung der widersprüchlichen Handhabe der eigenen Partei in NRW, sondern erklären sogar, dass die bisherigen Ergebnisse in NRW „zeitnah evaluiert werden und im Falle der qualitativen Eignung die Datei Gewalttäter Sport durch das neue Verfahren ergänzt bzw. ersetzt wird". Große Änderungen würde der Antrag der Grünen für Fans also kaum bringen.