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Doch keine Migräne: 25-Jährige hat jahrelang Bandwurmlarven im Gehirn

Bis heute weiß niemand, wie die Parasiten dort gelandet sind.
Gavin Butler
Melbourne, AU
Eine Neurozystizerkose, eine Einnistung von Larven des Schweinebandwurms im Gehirn. Zum ersten Mal in jüngerer Zeit ist eine Frau in Australien von dem Parasiten befallen worden
Linkes Bild bereitgestellt | Rechtes Foto von Canva

Eine junge Frau aus Melbourne klagte jahrelang über wiederkehrende Kopfschmerzen und Sehbeschwerden. Ärzte hielten es für eine Migräne. Als die 25-Jährige mal wieder von besonders heftigen Kopfschmerzen und Sehbehinderungen – ihr ganzes mittleres Sichtfeld war unscharf – geplagt wurde, bekam sie einen Termin im MRT-Gerät.

Dort entdeckten die Ärzte eine acht Millimeter große Läsion in ihrem Gehirn – ein Abszess oder Tumor, vermutete man zunächst. Die Frau wurde operiert. Was die Ärzte dann entnahmen, war allerdings "kein menschliches Gewebe", wie es in einem Artikel in der Fachzeitschrift The American Journal of Tropical Medicine and Hygiene heißt. Das blasenartige Gebilde, das sie aus dem Gehirn der 25-jährigen Australierin entfernt hatten, war voll mit Bandwurmlarven.

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Eine derartige Einnistung von Bandwurmlarven im Gehirn nennt man in der Fachsprache Neurozystizerkose. Sie entsteht, wenn eine Person über kontaminierte Nahrung die Eier eines Schweinebandwurms aufnimmt. Die Bandwurmlarven, auch Finnen genannt, schlüpfen im Magen und gelangen über den Verdauungstrakt in den Blutkreislauf, über den sie dann in andere Organe wandern, auch in das Gehirn. Dort bilden sie Zysten.

Das ist zwar eklig und gefährlich, aber eigentlich auch nicht ganz ungewöhnlich. In manchen Entwicklungsländern gehört der Bandwurmbefall zu den am weitesten verbreiteten parasitären Krankheiten. Allerdings hatte die 25-jährige Patientin Australien nie verlassen.

Sie lebte mit ihren Eltern und ihren Geschwistern in einem Vorort von Melbourne, arbeitete als Barista in einem Café und hatte eigenen Angaben zufolge nie geraucht oder illegale Drogen genommen. Noch viel wichtiger: Abgesehen von Hunden und Katzen hatte sie keinen Kontakt zu Tieren gehabt. Die Frau, die etwa mit 18 Jahren zum ersten Mal über die Kopfschmerzen geklagt hatte, wurde aufgrund dieser ganzen Faktoren auch nicht für einen möglichen Bandwurmlarvenbefall in Betracht gezogen. Bis heute konnten Forschende die Ursache für ihre Erkrankung nicht eindeutig identifizieren.

"Die Arbeit der Patientin als Barista erforderte regelmäßigen Kontakt zu verschiedenen Menschen, darin unterscheidet sie sich allerdings nicht von den zahllosen anderen jungen Australierinnen und Australiern, die in der Gastronomie angestellt sind", heißt es in dem wissenschaftlichen Aufsatz. "Es ist allerdings nicht überraschend, dass bei der hohen Reisefrequenz zwischen endemischen und nichtendemischen Regionen sporadisch Infektionen bei Menschen auftreten, die normalerweise nicht zu einer Risikogruppe gezählt werden würden."

Auch wenn dies der erste dokumentierte Fall eines in Australien stattgefundenen Befalls mit Bandwurmlarven sei, so die Forschenden weiter, seien aufgrund des generell höheren Reiseverkehrs zu Ländern mit vielen Infektionen weitere Fälle nicht unwahrscheinlich.

Immerhin war die Frau die Viecher nach der Operation los, ohne dass eine weitere Behandlung nötig gewesen wäre.

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