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Fankurve

Werder-Ultras legen sich mit der "BILD" an

Boulevard-Zeitung vs. Fanszene Round 2.

BILD und Fußball, das war schon immer eine ganz eigene Beziehung. Dass Ultras darin keine besonders positive Rolle einnehmen, zählt beinahe zu einer der Konstanten des deutschen Fußballs. Doch auch Seitens der Stadiongänger hält sich die Zuneigung gegenüber dem Boulevard-Blatt in Grenzen. Das zeigte auch eines der wenigen Highlights der Samstagspartie zwischen Werder Bremen und Bayern München (0:2) – im Block der Werder-Fans.

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Die Gruppe "Caillera" zeigte auf einem Doppelhalter eine typische Titelseite des Axel Springer-Blatts, inklusive Datum des Spieltags. Nur war darauf nicht der übliche Boulevard-Inhalt zu sehen, sondern eine Abbildung des Vorsitzenden der Bild-Chefredaktion Julian Reichelt. Beschrieben war die Abbildung mit: "Gesucht! Wer kennt diesen BILD-Hetzer?". Weiter war zu lesen "Erst das Image poliert, nun wieder völlig ungeniert. Bild hetzt wieder gegen Geflüchtete!"

Das Bremer Banner ist dabei wohl eine Reaktion auf einen Tweet des für seine Twitter-Tiraden bekannten Chefredakteurs. Reichelt hatte auf Twitter angekündigt, "Gewalttäter in den Kurven" so zu zeigen, dass sie identifizierbar seien. Auch in der Berichterstattung schlug die BILD teilweise sehr harsche Töne an, jedoch nicht immer auf Grundlage der Fakten. Unter anderem Rainer Koch, Vizepräsident des DFB, widersprach Teilen der Berichterstattung von BILD, die angab, dass er von Ultras bedroht worden sei.

Die Fans setzten sich allerdings nicht nur mit selbstbezogenen Themen auseinander, sondern griffen auch eine Aktion der BILD aus dem Jahr 2015 auf, die Flüchtlinge unterstützen sollte. Damals wurden alle 36 Vereine der ersten und zweiten Bundesliga aufgerufen, mit einem "Wir helfen"-Logo auf dem Trikotärmel aufzulaufen. Weil die Aktion aber freiwillig war, erklärten einige Vereine, zum Beispiel der FC St. Pauli, dass sie nicht an der Aktion teilnehmen würden. Der ehemalige Chefredakteur der Zeitung, Kai Diekmann, warf St. Pauli daraufhin mangelnde Unterstützung von Geflüchteten vor, obwohl der Verein für sein hohes gesellschaftliches Engagement bekannt ist. Etliche Fangruppen von anderen Vereinen forderten ihre Clubs auf, die Aktion ebenfalls zu boykottieren. Ein zentraler Kritikpunkt war dabei die teilweise populistische Berichterstattung der BILD über Flüchtlinge, sowie, dass die Aktion gleichzeitig eine Werbemaßnahme für die Zeitung sei.

Dass sich Bremer Ultras in ihrer Kurve zu einem so politischen Thema äußern, überrascht dabei nicht: Unter anderem hatte "Caillera" schon 2013 mit einem großen "Refugees Welcome"-Banner in der Kurve klar Stellung bezogen. Auf ihrer Website schreiben die Fans: "Wir sehen uns als weltoffene Gruppe und die Kurve als Ort der Selbstorganisation und Freiheit. Wir legen dabei besonderen Wert auf ein respektvolles Verhalten und die Auseinandersetzung mit gesellschaftlich brisanten Themen."