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Vom Rollstuhl in die BBL—Mitchell Watts steiniger Weg zu Alba Berlin

Während seiner College-Zeit litt Alba Berlins Neuzugang an einer Erkrankung des Nervensystems und war zeitweise sogar im Rollstuhl. Doch er brachte sich das Laufen wieder bei und bewies damit allen, dass er das Zeug zum Profi hat.
Foto: imago/ZUMA Press

Der Basketball-Sommer und die damit verbundene Wechselperiode in der BBL ist die Zeit, in der bei den Fans die Vorfreude auf die neue Saison aufkommt. Vereine verkünden neue Verpflichtungen und veröffentlichen Bilder der ankommenden Spieler auf ihren Facebook-Kanälen. Unter diesen Posts findet man meist eine Vielzahl von Kommentaren, die die Neuzugänge willkommen heißen. Ein Teil des neuen Identifikationsprozesses mit den neuen Stars der Mannschaft. Vor allem für die ausländischen Spieler, für die deutsche Gepflogenheiten und die deutsche Liga häufig komplettes Neuland sind, ist diese Vorfreude der Anhänger, ein willkommenes Begrüßungsgeschenk für einen guten Start bei ihrem neuen Verein.

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Einer dieser Neuzugänge ist der 25-Jährige Amerikaner Mitchell Watt. Neben seinen Teamkameraden Ivan Aska und Jordan Taylor wird auch er kommende Saison für den Hauptstadt-Klub Alba Berlin auflaufen.

Zunächst liest sich Watts Basketball-Vita wie die eines gewöhnlichen Import-Spielers. Vier Jahre College-Basketball an der Universität von Buffalo, ein Engagement bei zwei unterschiedlichen Teams in Israel, sowie bei einer Mannschaft aus der D-League. Auch sein Summer-League Auftritt in Las Vegas für die Toronto Raptors ist für einen amerikanischen Spieler nichts Außergewöhnliches.

Doch blickt man genauer auf Watts Vergangenheit, entdeckt man eine Geschichte, die gezeichnet ist von Kampf für seinen Traum und eines Leidenswegs, auf dem es für lange Zeit nicht klar war, ob er sein Leben auf die gewohnte Weise weiterführen konnte.

Nach seinem ersten Jahr an der Universität von Buffalo traten bei dem 208 cm großen Power Forward starke gesundheitliche Probleme auf und eine Karriere als Basketball-Profi schien für ihn in weite Ferne zu rücken.

Vom einen auf den anderen Moment konnte Watt seine Beine nicht mehr spüren, sah doppelt und stürzte die Treppe in seinem Studentenwohnheim hinunter. Watt begab sich ins Krankenhaus, doch auch hier wussten die Ärzte zunächst nicht, was der Grund für seine plötzlich aufgetretenen Leiden war. Seine Beschwerden führten sogar dazu, dass Watt auch für einige Zeit an den Rollstuhl gefesselt war. Es folgten weitere Untersuchungen. Verschiedene Ärzte und treffen mit Neurologen. Letzten Endes wurde eine Diagnose gestellt. Mitchell Watt litt am Guillain–Barré Syndrom, einer Erkrankung des Nervensystems, an die etwa jeder 100.000ste erkrankt und die in fünf Prozent der Fällen sogar tödlich endet. Es folgte eine Behandlung mit Medikamente und die Therapie schlug an.

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Stück für Stück kämpfte er sich zurück, trainierte wie besessen und brachte sich das Laufen wieder bei. Er wollte jedem beweisen, dass er trotz aller Kritik, die während seiner Zeit an der Universität aufgrund seiner schwankenden Leistungen laut wurde, trotzdem das Zeug zu einem Profi hatte. In seinen ersten drei College-Jahren war er eher für seine gute Verteidigung und Blocks bekannt als für sein Scoring. Doch trotz allem war sein Körper während dieser Zeit noch immer geschwächt. Er hatte Probleme sein Potenzial vollends auszuschöpfen und erntete deswegen Kritik von nörgelnden Journalisten. Seine Krankheit blieb lange ein Geheimnis. „Bis ich wieder ganz gesund war, sollte es keiner wissen", beschreibt Watt die damalige Situation in einem Artikel.

Doch in seiner letzten College-Saison sollte sich seine harte Arbeit auszahlen. Watt verdoppelte seinen Punkteschnitt und erhielt mit 16,3 Punkten und 7,4 Rebounds die Auszeichnung des besten Spielers seiner Conference. Die Kritiker verstummten.

Blickt man mit diesem Hintergrundwissen nun ein zweites Mal auf Mitchell Watts Vita, beginnt man zu verstehen, dass Watt wohl doch nicht der gewöhnliche Import-Spieler ist. Er ist eine Person, die eine große Hürde in seiner Vergangenheit überwunden hat, um seinen Traum zu verwirklichen. Er ist ein Kämpfer und ein Spieler, der wohl alleine schon aufgrund seiner Einstellung der Mannschaft von Alba Berlin und ihren Fans kommende Saison eine Menge Freude bereiten wird.