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Sepaktakraw: Die akrobatische Fußball-Variante, bei der Bruce Lee alle zerstören würde

Sepaktakraw ist eine Mischung aus Volleyball, Fußball und Kampfsport. Und ein Eldorado für Freunde von Fallrückziehern. Die besten Nichtasiaten sind Deutsche. Weil die sich regelmäßig von Mädchen fertigmachen lassen.
Foto: Screenshot/Facebook

Kennst du Sepaktakraw? Nein? Nicht schlimm, wir kannten es bis vor Kurzem auch nicht. Es handelt sich dabei um eine Ballsportart aus Südostasien, deren Vorläufer um 1500 entstanden ist. Sie ist irgendwo zwischen Volleyball, Badminton, Kampfsport und vor allem Fußball anzusiedeln. Aber insbesondere ist sie eins: eine sichere Nummer für spektakuläre Ballwechsel und akrobatische Fallrück- und Seitfallzieher. Bei diesen Herren (und auch Damen) würde sogar Taekwondo-Ass Zlatan Ibrahimovic seinen Endgegner finden. Und verlieren.

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Auch wenn es von dem Spiel zwei Varianten gibt, mit zwei bzw. drei Spielern, wollen wir hier nur die klassische vorstellen, die Regu genannt wird. Die wird mit drei Spielern pro Team gespielt: Tekong, Feeder und Striker (auch Killer genannt). Der Tekong, Thailändisch für Kapitän, ist der hintere Spieler. Der Feeder ist neben dem Striker einer der vorderen Spieler. Feeder und Striker sind die Angriffsspieler ihres Teams. Sie tauschen häufig ihre Rollen, wohingegen der Tekong in der Regel vor dem Spiel festgelegt wird und dann auch nicht wechselt.

Bevor wir zum Spielablauf kommen, hier noch ein weiterer Videoleckerbissen:

Beim Aufschlag wirft einer der beiden vorderen Spieler—die sich beide auf ihren aufgemalten Positionen befinden müssen—den Ball zum Tekong. Dieser muss bei der Annahme mit einem Fuß im aufgemalten Kreis stehen und darf nicht abspringen. Das gegnerische Trio hingegen darf stehen, wo es will. Wird der Ball erfolgreich über das Netz gespielt (nach maximal drei Berührungen), nimmt ihn in der Regel der Tekong an. Jetzt spielt er ihn zum Feeder, der—wie der Name schon verrät—den Striker mit einem Pass füttert. Und zwar mit einem möglichst hohen, damit der Striker zum Killer werden kann und den Ball mit Karacho auf die andere Seite drischt. Das Team, das zuerst 15 Punkte hat, gewinnt den Satz. Gespielt wird über 3 Gewinnsätze. Im Unterschied zum Volleyball darf derselbe Spieler den Ball übrigens auch dreimal in Folge berühren.

Früher wurde der Ball noch aus Rattan gefertigt, heute fliegt Kunststoff über das Netz. Und das in Thailand an fast jeder Ecke, wo Sepaktakraw ein echter Volkssport ist. Dort findet in der Regel auch der King's Cup statt, die (inoffizielle) Weltmeisterschaft. Bei der WM nehmen fast nur asiatische und keine europäischen Teams teil. Einzige Ausnahme: Deutschland. Deutschland gilt nämlich als die beste nichtasiatische Nation. Auch weil die Sportart hierzulande—wenn auch in sehr kleinem Kreise—fast schon sowas wie Tradition hat. Studenten der Sporthochschule Köln trauten sich bereits Anfang der 90er-Jahre an den schwindelerregenden Sport aus Fernost. Und diese Erfahrung zahlt sich in Spitzenleistungen aus. Den (überschaubaren) europäischen Zirkus dominieren deutsche Teams nach Belieben. Und auch bei Turnieren in Fernost konnten sie bereits große Achtungserfolge feiern. Was auch daran liegt, dass deutsche Athleten regelmäßig nach Asien reisen und dort mit den Pros trainieren. Das müssen übrigens nicht nur Männer sein. Das deutsche Sepaktakraw-Ass berichtete, dass er in Vietnam auch schon mal mit der Frauennationalmannschaft trainiert hat. „Kleine Mädchen, die uns ganz fies fertiggemacht haben", ergänzte er.

Wenn man sich überlegt, wie sehr wir Fußballfans uns vor Freude in die Hose machen, wenn mal einer von 1.000 Fallrückzieherversuchen im Tor landet, sollten wir uns vielleicht alle mehr mit Sepaktakraw beschäftigen.