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Eintracht-Fanszene vergleicht RB-Boykottierer mit McDonald's-Besuchern

Die Fanszene Frankfurt kritisiert vor allem das stumpfe „Dagegensein" sowie den zu kurz gegriffenen Idealismus einiger Fans. In Leipzig wollen sie mit 5.000 Anhängern auflaufen.
Foto: Imago

Wenn der Schiedsrichter am Samstag um 18:30 Uhr das Spiel zwischen RB Leipzig und Eintracht Frankfurt anpfeift, wird der Auswärtsblock gut gefüllt sein. „Denn ehrlich gesagt: Ein Boykott der Spiele bringt nichts", erklärte der Frankfurter Nordwestkurven-Rat in einer Stellungnahme. Warum sie im Gegensatz zu anderen Fanszenen das Spiel besuchen, hat für die Eintracht-Fans vor allem mit „einem gewissen Realismus" zu tun. „Die Konsumenten werden trotzdem hingehen, viele Eintracht-Fans aus den neuen Bundesländern freuen sich über eine kurze Fahrt", so die Eintracht-Anhänger. „Kurz: Das Produkt RB wird dadurch keinerlei Schaden nehmen."

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Besonders kritisieren sie aber auch das stumpfe „Dagegensein" und verweisen auf das Zitat des Frankfurter Philosophen Adorno „Es gibt kein richtiges Leben im falschen". Für sie gibt es zu viele RB-Boykottierer, die in anderen Lebensbereichen ihren Idealismus verwerfen. „Schaut doch mal, wie viele von denen auf der nächsten Auswärtsfahrt zu McDonald's rennen, ein Konto bei der Deutschen Bank unterhalten oder bei H&M einkaufen. Und wie viele sich beim nächsten Auswärtsspiel in Frankfurt Geld auf die Bezahlkarte laden", beschweren sich die Fans in der Stellungnahme. „Idealismus gegen RB in allen Ehren, er muss dann aber auch mit Leben gefüllt werden."

Mehr zum Thema: Boykott oder Abriss? Wie die Fanszenen bisher bei RB Leipzig protestierten

Neben der Kritik an den eigenen Fans spart die Fanszene natürlich auch nicht an der Kritik an Red Bull und dem Fußballsystem: „Ist RB am Ende nicht einfach nur ein extrem widerwärtiges Symptom eines durch den Kapitalismus eh schon durch und durch kaputten Fußballs?" Ihrer Meinung nach sei es allerdings „heuchlerisch", in „Red Bull allein das personifizierte Böse zu sehen". Denn: „Eine fundierte Kritik muss das große Ganze im Auge behalten. Der Irrglaube, eine Verdrängung von Red Bull aus dem Fußball würde die Probleme als ungemütliche und mündige Fanszene lösen, ist romantisch naiv!"

„Selbstverständlich finden wir Red Bull scheiße", betonten sie jedoch nochmals nach der ganzen Bemängelung an der RB-Kritik. Laut Eintracht-Vorstand Axel Hellmann seien nicht nur die 5.000 Frankfurter Karten im Auswärtssektor verkauft worden, sondern auch auf dem freien Markt hätten sich viele Fans mit Tickets eingedeckt. Einen Protest im Stadion soll es wohl auch geben. „Gerade weil wir wissen, dass es in Leipzig auch noch echten Fußball gibt", heißt es vom Nordwestkurven-Rat. „Und Red Bull kann sich sicher sein, dass es niemals als einer von vielen 'normalen' Gegnern akzeptiert wird."