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La Familia

Zwei muslimische Freeski-Stars beschweren sich über Trumps Islamophobie

Ahmet und Girary Dadali sind echte Könner auf zwei Brettern. Sie sind außerdem Muslime. Und wollen den Rassismus in den USA nicht mehr wortlos hinnehmen.
Photo courtesy Mike Meza

Die Freeski-Asse Ahmet und Giray Dadali haben keinerlei familiären Bezug zum Skifahren. Ihre Eltern hatten mit Skiern nichts am Hut, so dass die beiden Brüder selbst den Weg zum Sport finden mussten. Was man eben so macht, wenn man im Bundesstaat New York aufwächst und auf Abenteuer aus ist.

Ahmet (27) und Giray (25) sind auch Muslime—ihr Vater ist Türke und ihre Mutter Amerikanerin. Die Ski-Industrie ist noch immer relativ homogen, also weiß, weswegen man sie am Anfang ihrer Karriere auch schon mal als Puerto-Ricaner oder Inder bezeichnet hat. Aber selbst von soviel Dummheit konnten sich die Brüder nicht abbringen lassen, sie spürten einfach, dass sie auf die Skipiste gehören.

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„Meine Kindheit war ziemlich gespalten", erzählt mir Giray. „Ich war einerseits Mitglied der türkischen Community von Rochester, doch da ich nicht die Sprache konnte, war ich klarer Außenseiter. Andererseits wohnten wir in der Gegend um Bristol—einer komplett von Weißen bestimmten Ecke. Ich habe auch da nicht reingepasst."

Ihre Mutter hat einen Job an einem Skihang in der Nähe angenommen, damit ihre Söhne umsonst Ski fahren konnten. Giray und Ahmet sind dann mit ihren Buffalo-Bills-Jacken auf die Piste, wo sie im Snowboard-Park neue Tricks ausprobiert und dabei das ein oder andere Paar Skier kaputtgemacht haben.

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Doch schon bald kamen die ersten Erfolge. Die Brüder und ihre Crew, I Hate NY, standen in den späten 90ern und frühen 0ern regelmäßig auf dem Podest wichtiger Rail-Jam-Wettbewerbe. Plötzlich passten sie rein und weckten mit ihrem Style, ihren Skills und ihrer Art das Interesse der Skiindustrie.

In den letzten zehn Jahren sind die Brüder in zahlreichen Magazinen und Ski-Videos aufgetaucht. 2011 wurde Ahmet vom Powder Magazine zum „Breakthrough Performer" und „Best Jib" ausgezeichnet. Die Dadalis haben bis dato noch nie öffentlich über ihre Religion gesprochen, weil es sie einfach nicht für nötig hielten, Man war schließlich Freeskier und kein Sprecher für irgendeine Religion.

Doch seit sich in den USA eine Welle der Islamophobie breitmacht, ist in ihnen die Überzeugung gereift, ihren Teil zum öffentlichen Diskurs beisteuern zu müssen. Klar gab es auch schon nach dem 11. September 2001 antimuslimische Stimmung im Land, erinnert sich Giray. Doch das, was aktuell in Amerika abgehe—nicht zuletzt nach den Anschlägen von Paris und San Bernardino—habe ein ganz neues Level erreicht.

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„Einige Leute aus Salt Lake", so Giray, der selbst in Utah lebt, „die ich schon seit fast 20 Jahren kenne, schreiben auf Facebook mittlerweile Sachen wie ‚Fuck these Muslims'. Ich kommentiere das gerne mit ‚Yeah. Fuck Muslims!', worauf sie entweder gar nicht antworten oder den Post schnell löschen."

Laut der New York Times haben sich Angriffe auf muslimische Amerikaner und Moscheen in den letzten Monaten verdreifacht. Auch die sozialen Medien sind voller Hasskommentare. Der bekannteste Hetzer des Landes ist und bleibt aber Donald Trump, der sich mit diesem Post (mal wieder) ordentlich blamiert hat.

Obama said in his speech that Muslims are our sports heroes. What sport is he talking about, and who? Is Obama profiling?

— Donald J. Trump (@realDonaldTrump)December 7, 2015

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„Es ist unfassbar, dass ein Land, das mal so großartig war, so tief sinken konnte. Und zwar so tief, dass—Stand heute—ein Typ für die Republikaner in den Präsidentschaftswahlen antreten wird, der in einer Tour rassistische Kommentare vom Stapel lässt", sagt Ahmet. „Es ist einfach nur lächerlich, wie wenig die Amerikaner über den Mittleren Osten wissen."

Indem sich Ahmet und Giray VICE Sports gegenüber äußern, schließen sie sich einer Gruppe muslimischer Sportler an, die sich offen zu ihrer Religion und gegen Trump bekennen.

„Amerika führt seit 15 Jahren Krieg im Mittleren Osten", so Ahmet weiter. „In dieser Zeit wurde eine Menge Angst vor dem Islam geschürt, die aber komplett unbegründet ist. Ich habe in meinem Leben schon so viele Muslime kennengelernt und kann euch versichern, dass sie die offenherzigsten Menschen waren, die ich kennengelernt habe."

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Zumindest auf der Skipiste begegnen sie größtenteils aufgeschlossenen Menschen.

„Die meisten Leute in der Freeski-Szene sind sehr offen, und ich glaube, dass gilt auch für andere Extremsportarten", erklärt mir Ahmet. „Wir haben mit Politik nicht viel zu tun. Wir sind gefesselt von dem, was uns glücklich macht, und Rassismus gehört im Normalfall nicht dazu."

Giray stimmt ihm zu. „Wenn wir in Skiausrüstung stecken, kann man eh nicht erkennen, ob wir irgendwie anders sind."

Und hier noch die Brüder in Aktion: