Warum das Toilettenschüssel-Logo von RB Leipzig künstlerisch so wertvoll ist

In letzter Zeit ist es unter Fußball-Vereinen Mode geworden, das Logo von RB Leipzig aus den Spielplänen zu entfernen. Der FC St. Pauli fing damit an, indem er statt dem Red-Bull-ähnlichen Logo einfach nur ein „Leipzig"-Schriftzug in den Spielplan setzte. Vereine wie Union Berlin, VfL Bochum, Arminia Bielefeld und Dynamo Dresden zogen nach. Allerdings gaben sich die Vereine nicht wirklich Mühe bei einem Alternativ-Logo.

Ganz anders beim Leipziger Rivalen Lokomotive Leipzig, die am 11. September gegen RBs Zweite antreten. Ein genialer Grafiker entwarf auf Grundlage einer Toilettenschüssel ein Logo, dass den Bullen nicht wirklich schmeichelt. Hier Loks. Erklärung:

„Da das Firmenlogo eines österreichischen Getränkeherstellers dem Logo unseres Gegners sehr ähnlich sieht, waren wir uns nicht sicher, ob wir dieses Emblem aus lizenzrechtlichen Gründen überhaupt nutzen dürfen. Zu oft gab es in den vergangenen Jahren Missverständnisse bei diesem Thema. Das war uns jetzt einfach zu riskant. Deshalb haben wir eine eigene Variante erstellt. Wir bitten um euer Verständnis."

Es ist so beeindruckend, dass nicht irgendeine Fan-Gruppierung das Ding entworfen hat, sondern ein Regionalligist. Wir haben uns allerdings gefragt, wie gut diese Logo-Parodie wirklich war und ob sie schwer zu gestalten war. Aus dem Grund haben wir unsere beiden Grafiker Johann Steer und Martin Petersen noch vor dem ersten Kaffee abgefangen und ihnen das Logo gezeigt. (O-Ton Martin: „Was zur Hölle passiert hier?")

VICE Sports: Wie findet ihr das Logo?
Johann: Er ist halt lustig, aber es ist nicht schön im grafischen Sinne, was es wohl auch nicht sein soll. Ist das eine Playmobil-Kuh, die sie gespiegelt haben?
Martin: Ich finde es geil, dass sie einen Toilettendeckel als Unterlage genommen haben. Da steckt also die Scheiße drin.
Johann: Sie hätten eigentlich Playmobil fragen müssen, ob sie die Bild-Rechte verwenden dürfen.

Ist es wirklich eine Playmobil-Kuh?
Johann: Vielleicht auch von Lego. Ich google die Kuh jetzt mal.
Martin: Die sieht eher nach einer normalen Holzkuh aus.

Sieht das Logo für euch aus, als ob sich jemand Mühe gemacht hat, dass es besonders schlecht aussieht?
Beide: Ja!

Woran erkennt man das?
Martin: Weil das Logo von RB Leipzig ein Toilettendeckel ist. (lacht)
Johann: Schau dir mal die Positionierung der Kuh an. Sie geht nahtlos in den „100-%-Plastik"-Ball über. Auch der äußere Ring verschmilzt mit den Beinen.

Ist der Ball bearbeitet?
Martin: Der sieht so aus, als ob er einfach mit Liquify (Funktion bei Photoshop; Anm. d. Red.) verflüssigt wurde. Man merkt, dass es kein Logo-Design im herkömmlichen Sinne, sondern es einfach nur eine lustige Grafik ist.

Warum ist das für euch eine gute Parodie auf das Logo?
Johann: Er hat einfach mal einen Klodeckel aus dem Wappen gemacht! Das ist schon clever. Dann „100%-Plastik" ist auch nochmal ein Seitenhieb an den ganzen Verein und das Konstrukt. Man muss den Grafiker für die Auswahl des Bildmaterials absolut loben.

Was macht denn eine gute Bild-Parodie aus? Ist es wichtig, das sie besonders ähnlich zum Original aussieht?
Martin: Es sollte schon ähnlich sein, aber es ist viel wichtiger, dass es im Kontext funktioniert. Es ist nicht wirklich ein Logo sondern eher ein Meme, das als Schild funktioniert.
Johann: Ich habe die Original-Kuh gefunden. Swiss-Milk.

Sind das Schneeflocken am Hals-Band?
Johann: Ne, Edelweiß, schätzungsweise. Bei der Kuh hätte er vielleicht noch ins Detail gehen können.

Was hätte er denn noch besser machen können?
Johann: Er hat die Schrift nicht integriert. Da hat er sich aus der Affäre gezogen.
Martin: Die Bullen könnten vielleicht etwas rötlicher sein so wie das Red-Bull-Logo. Aber wahrscheinlich sollen sie das gar nicht. Sie sollen wahrscheinlich süßer wirken und zeigen, dass das nicht so gefährliche Gegner sind.
Johann: Guter Mann auf jeden Fall.