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schaaf ist neuer hirte

Wikipedia-Quartett: Thomas Schaafs Erfolge ziehen die von Hannover 96 ins Lächerliche

Thomas Schaaf soll als neuer Trainer von Hannover 96 den Klassenerhalt schaffen. In Sachen Erfahrung und Erfolg hat er wesentlich mehr zu bieten als sein neuer Arbeitgeber—der erst viermal Tabellenführer war.

Wer nach Ruhe, Offensiv-Zauber, Kontinuität und Sympathieträgern sucht, der macht um Hannover 96 einen weiten Bogen. Der Verein hat in den letzten Jahren schließlich viel dafür getan diese Eigenschaften so gut es geht zu kaschieren und selbst Teile der eigenen Fans zu vergraulen. Einen Thomas Schaaf hingegen würde man mit solchen Eigenschaften gar definieren. Als 96-Geschäftsführer Martin Bader heute ein Engagement von Schaaf bei den abstiegsbedrohten Niedersachsen bekannt gab, sprachen die ersten Fans daher schon von einem cleveren Schachzug oder Königstransfer: Schaaf, der neue Hirte, der 96 wieder nach oben führt.

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Schaaf hat eine Idee von einem attraktiven Offensivspiel, hat Erfahrung, strahlt Sympathie aus und seine ruhige Art macht nicht nur aus talentierten Lausbuben-Profis professionelle Wunderkicker, sondern lässt auch übereifrige Medien in eine Harmoniestarre verfallen. Für eine graue Maus mit einer der schlechtesten Sturmreihen der Liga und ständigem Knatsch zwischen Fans und Alleinherrscher Martin Kind ist das Weihnachtsgeschenk Schaaf auf dem Papier ein vermeintlicher Volltreffer. Wie sehr die Hannoveraner von Schaaf und seiner Erfahrung lernen können, zeigt der Wikipedia-Vergleich: Im Unterpunkt „Erfolge" in den Wikipedia-Einträgen—dem modernen Lebenslauf, aus dem so ziemlich alles Erwähnenswerte herausgeschlachtet wird—gewinnt der Trainer das Quartett-Duell gegen seinen neuen Arbeitgeber haushoch. VICE Sports hat den ungewöhnlichen Vergleich mal durchgespielt:

Erfolge von Hannover 96 (Screenshot Wikipedia.org)

Bundesliga-Zugehörigkeit:

Unter Erfolgen verbucht Hannover 96 die 28-jährige Bundesligazugehörigkeit—Respekt 96. Ein Thomas Schaaf kann da aber nur kühl Lächeln: Schaaf spielte 15 Jahre als Spieler für Werder in der Bundesliga, um dann noch 14 Jahre als Cheftrainer dranzuhängen. Inklusive der letztjährigen Saison mit der Eintracht aus Frankfurt sind das 30 Jahre Bundesliga.

Längste Zeiträume ununterbrochener Bundesligazugehörigkeit:

Hannover 96 brüstet sich mit zehn Jahren zwischen 1964 und 1974 sowie den 13 Jahren seit 2002. Thomas Schaaf schmunzelt munter weiter. Sowohl als Spieler, als auch als Trainer war er schon länger ununterbrochen für Bremen in der Bundesliga.

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Bundesliga-Tabellenführer:

Punkt drei der Erfolgsliste von Hannover 96: Ganze viermal war man schon Tabellenführer. Thomas Schaaf lacht wohl diesmal gar nicht zurückhaltend, sondern eher penetrant laut und holt seine drei gewonnenen Meisterschalen (zwei als Spieler, eine als Trainer) aus dem Schrank.

Ewige Tabelle der Bundesliga:

96 steht auf einem soliden Platz 15 von 54 Mannschaften. Schaaf auf Platz 23 von den erfolgreichsten Bundesliga-Trainern aller Zeiten. Die Platzierung spricht eigentlich für seinen Arbeitgeber, doch an die 1,59 Punkte im Schnitt pro Spiel von Schaaf kommt 96 mit nur 1,18 Punkten nicht heran.

Erfolge von Thomas Schaaf (Screenshot Wikipedia.org)

Eingesetzte Bundesligaspieler:

Keine Ahnung, was dieser Punkt bei Erfolgen zu suchen hat, aber hier muss sich Schaaf den 229 eingesetzten Bundesligaspielern geschlagen geben, unter dem als Trainer weniger Spieler zu Bundesligaeinsätzen kamen.

Die meisten Bundesligaspiele:

Topspieler bei Hannover 96: Steven Cherundolo mit 307 Spielen. Schaaf machte alleine als Trainer 680 Bundesliga-Spiele. Ein klassischer ungünstiger Quartett-Vergleich der zu Gunsten von Schaaf gewertet wird.

Anzahl Bundesliga-Torschützen:

136 Spieler schossen für Hannover 96 schon ein Tor in der Bundesliga. Unter Schaaf waren es weniger.

Die meisten Bundesliga-Tore:

Hannover Rekordtorschütze Hans Siemensmeyer traf 72 Mal für 96. Dem gegenüber stehen die Kloses, Klasnics und Ailtons, die unter Schaaf insgesamt 943 Tore schossen. Pizarro schoss von seinen 152 Bundesligatoren 89 unter Schaaf. Pizza regelt das also auch noch für seinen Ex-Trainer, der ihn so gekonnt aufstellte.

Die besten Bundesligaplatzierungen:

Dem überragenden Platz 4 aus der Saison 2010/11 folgt in der internen 96-Platzierungstabelle Platz 5 aus der Saison 1964/65. Hat Thomas Schaaf eigentlich schon von seinen sechs Vize-Meistertiteln erzählt?

Fazit

In Sachen „Erfolge" macht sein neuer Arbeitgeber dem alten Hasen Schaaf noch nichts vor: Die Wikipedia-Quartettkarte von Schaaf hätte in sieben von neun Fällen gewonnen. Die künftigen Erfolge kann er nun mit seinem neuen Verein gemeinsam sammeln und nach seinem Kurztrip nach Frankfurt vielleicht sogar wieder eine neue Ära prägen. In Hannover wären sie aber schon über ein wenig Ruhe, sportliche Kontinuität und vielleicht ein bisschen mehr Sympathien zufrieden. Schaafs kühles Lächeln und sein Offensiv-Fußball könnte dafür schon sorgen…