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prinz pöldi

Galatasaray ist der perfekte Verein für Podolski

Lukas Podolski wechselt endlich an den Bosporus. Frohnatur trifft auf Fanatismus—das kann nur gut gehen. In erster Linie macht der Wechsel aber sportlich für beide Seiten Sinn.
Foto: Sven Simon/Imago

„Keep smiling and joking", schrieb Lukas Podolski vor ein paar Tagen auf Instagram. Das beschreibt ihn wohl am besten. Er hält seine Fans tagtäglich über die verschiedenen sozialen Kanäle auf dem Laufenden. Er liebt mal Frau und Sohn, grüßt dann seinen FC und ganz Kölle, wirbt für seine Klamotten-Kollektion, engagiert sich für seine Stiftung oder schickt Aufbaubotschaften an verletzte Mitspieler und seinen Freund Michael Schumacher. Immer mit dabei: Das schelmische und sympathische Grinsen des ewig-gut gelaunten Poldis. Er ist omnipräsent–nur nicht auf dem Platz.

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Das soll sich nun endlich ändern. Der mittlerweile 30-Jährige–der gefühlt immer noch blondierte Spitzen in den Haaren trägt und mit Schweini im Sommermärchen herumblödelt–wechselt von Arsenal London zum türkischen Meister Galatasaray Istanbul und unterschreibt einen Vertrag bis 2018. Dabei wollte er sich vor wenigen Wochen doch endlich in London durchsetzen. Der Schritt zu Gala ist dennoch der einzig richtige.

Seit dem Wechsel im Sommer 2012 von seinem FC Köln zu Arsenal London konnte er sich nie wirklich bei den Gunners als Stammspieler durchsetzen. Trainer Arsène Wenger schätzte Podolski zwar, jedoch spielte dieser nie konstant und war immer ein austauschbares Glied bei den Londonern. Das lag einerseits an dem krassen Umbruch, der Arsenal bis heute noch zu schaffen macht und jährlich neue Spieler dazuspült. Die Mannschaft hat nicht mehr den Glanz alter Tage und muss sich nach und nach erst wieder an die Top-Teams Europas herankämpfen. Anderseits konnte Podolski auch nie das abrufen, was man von ihm erwartete.

Das Problem mit der hohen Erwartungshaltung verfolgt Podolski schon seit Anfang seiner Karriere. Er konnte sie fast nie erfüllen. Es ist das größte Rätsel der kölschen Frohnatur. Als Star-Spieler mit 46 Toren in 81 Spielen verließ er 2006 den FC, mit dem er noch abgestiegen war und wechselte mit 21 Jahren zum FC Bayern. In München konnte er sich trotz einer starken Heim-WM nie wirklich durchsetzen. 2009 kehrte er zurück nach Köln, wo er an seine Torquote aus vergangen Tagen wieder anknüpfte. Als der FC im Jahr 2012 wieder abstieg, sollte ein gereifter Podolski endlich den internationalen Durchbruch schaffen. Doch auch Arsenal war letzten Endes eine Nummer zu groß.

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Als er im Winter dann an Inter Mailand verliehen wurde, wollte Podolski Spielpraxis sammeln, um gestärkt nach London zurückzukommen. Bei den Mailändern ging das jedoch ebenfalls schief. Er schoss lediglich ein Tor und sammelte ein paar Follower für seine Social Media-Kanäle. Die Karriere des Kölners verliert trotz 125 Länderspielen und Weltmeistertitel langsam ihren Glanz. Sein nächstes Engagement muss wieder ein Erfolgserlebnis werden. Seine Mitspieler erzählen, dass Podolski ein vorbildlicher Profi und toller Charakter wäre. Er haut sich für sein Team voll rein. Es kommt Mitleid auf, wenn er bei TV-Übertragungen mit verzweifelten Grinsen immer wieder auf der Bank eingeblendet wird. Es ist kein Charakterproblem, sondern schlicht seine fußballerische Qualität.

Sein Problem: Sein Herzensverein, der FC Köln, war eine Nummer zu klein und die europäischen Topvereine eine Nummer zu groß für ihn. Ein Schritt in die Süper Lig wird ihn endlich wieder auf die Erfolgsspur bringen und kann ihn zum Helden machen.

Seinen Willen, seinen Trainingseifer und seine positive Art kann man bis auf die Tribünen spüren. Trotz täglicher Instagram- und Facebook-Flut der Marke Podolski ist er ein authentischer Spieler. Ein Spieler, den jeder irgendwie mag. Er kann sich sehr gut mit seinem Team und der dazugehörigen Stadt identifizieren. Das brauchen die Fans und werden die fanatischen Anhänger von Galatasaray an ihm lieben.

Seine dynamische Spielweise, sein starker linker Fuß mit dem Potenzial für gewaltige Tore und seine lustige Art werden die Süper Lig verzaubern. Für Verein und Spieler eine Win-win-Situation. Mit Podolski kommt ein schlagkfrätiger und gieriger Spieler in eine intakte Mannschaft–den promineten Sexappeal eines Weltmeisters gibt es inklusive.

Eines der Hauptargumente für einen Wechsel war die EM 2016 in Frankreich. Im DFB-Team haben ihm andere Spieler nach und nach den Rang abgelaufen. Löw gibt Podolski nur eine Chance, wenn er auf hohem Niveau Spielpraxis sammelt. Die Süper Lig ist keine Top-Liga, dennoch spielen einige starke Mannschaften in der Spitze mit. Galatasaray hat eine ambitionierte Mannschaft und spielt in der Champions League. Ihr Ziel wird der Einzug in die K.O.-Runde sein. Der erfahrene Podolski wird sich bei Gala in der Offensive durchsetzen und in der Liga durch einige Tore Selbstvertrauen tanken können. In der Champions League kann er sich dann auf Topniveau beweisen.

Galatasaray bemühte sich schon lange um den sensiblen und harmoniebedürftigen Podolski, der seit Jahren in der Türkei seinen Urlaub verbringt. Die ihm zugesicherte uneingeschränkte Unterstützung und das Vertrauen des Vereins stimmten ihn für einen Wechsel. Er wird wieder aufblühen und den Bosporus rocken, um in der Nationalmannschaft anzugreifen. In Instanbul ist er nicht wie in Mailand oder Brasilien für nette Bilder und ein paar Follower da. Das wusste er auch schon bei einem seiner letzten Posts auf Instagram: „Schau immer nach vorne, nie zurück".