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Stürzt der Leichtathletik-Sport in eine Krise?

Journalisten haben eine Liste mit 12.000 Bluttests von 5000 Läufern aus den Jahren 2001 bis 2012 untersucht. Das Resultat ist ein schwerer Schlag für den Leichtathletik-Sport.
Foto: imago/GEPA pictures

Für die Leichtathletik-Welt hätte der Zeitpunkt nicht schlechter sein können. Knapp drei Wochen vor Beginn der Weltmeisterschaft in Peking, wurde der Sport durch einen neuen Dopingskandal erschüttert. ARD-Journalisten werteten in Zusammenarbeit mit der britischen „Sunday Times" eine Liste mit 12.000 Bluttests von 5000 Läufern aus den Jahren 2001 bis 2012 aus und was sie entdeckten war vor allem eins: verdammt uncool.

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Über 800 Sportler wiesen auffällige Blutwerte auf, die auch in Verbindung mit Doping gebracht werden könnten. Auch bei den Ergebnissen von Sportlern, die Medaillen während Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen gewonnen hatten, seien bei einem Drittel von ihnen auffällige Testergebnisse gefunden worden. Doch nicht genug. 80 Prozent der russischen Medaillen im Mittel- und Langstreckenlauf wären von Sportlern mit auffälligen Blutwerten gewonnen worden. Auch unter kenianischen Sportlern, von denen alleine 18-Mal eine Medaille gewonnen wurde, fanden sich Anomalien. Und auch deutsche Sportler sollen unter den getesteten Proben sein.

Der Präsident der Welt-Anti Doping-Agentur Craig Reedie zeigte sich besorgt: „Das ist sehr alarmierend. Wir sind verstört über das Ausmaß der wilden Anschuldigungen. Das Fundament eines jeden sauberen Athleten weltweit wird erneut erschüttert."

Die Daten stammen aus der Datenbank des Leichtathletik-Weltverbandes IAAF, der eine detaillierte Stellungnahme ankündigte, da ARD und „Sunday Times" die Daten ohne Zustimmung erhalten hätten und der Verband weitere Schritte vorbereite, um die Rechte der IAAF und ihrer Athleten zu schützen. Nach den Erkenntnissen findet sich die Leichtathletik in einer neuen Krise und es wird seine Zeit und eine Menge Aufklärungsarbeit brauchen, um sich von diesem Imageschaden zu erholen. Doch letztendlich scheint der Leichtatheltiksport das zu durchleben, was der Radsport vor 20 Jahren durchgemacht hat. Funktionäre, die Daten unter Verschluss halten und sich eher auf einzelne „Dopingsünder" berufen, als sich dem gesamten Dopingsumpf zu widmen.

Um sich aus dieser Doping-Krise zu erholen, wird dies nun unumgänglich sein. Ein Weiterdenken, vorbei an den Sportlern bis hin zu den Doping-Förderern sollte nun angestrebt werden. Denn die Tentakeln der Doping-Mafia sind wesentlich weitgreifender als der einfache Athlet. Sie tragen natürlich ihren Teil dazu bei, jedoch sind sie letztendlich nur die, die es ausführen.