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Medien

BILD-Zeitung reißt ein Köln-Banner aus dem Kontext und muss dafür zahlen

Ein Fanclub des 1. FC Köln gewann vor Gericht gegen die Bild-Zeitung. Diese hatte nicht nur ein Foto der Fans ohne Erlaubnis verwendet, sondern dieses noch manipuliert.
Foto: Imago

„Grüngürtel mit FC oder mit Gürteln auf Grüne! ;)", stand auf einem Transparent der Kölner Ultragruppe Coloniacs beim Heimspiel gegen den FC Augsburg am 26. November 2016. Der Schriftzug bezog sich auf die Baupläne eines neuen Leistungszentrums für den FC im Grüngürtel der Stadt—gegen die jedoch Bürgerinitiativen und die Kölner Grüne protestieren. Die Bild-Zeitung titelte daraufhin in ihrer Print-Ausgabe: „Plakat-Skandal im Stadion: FC-Fans drohen Grünen mit Prügel". Dazu verwendete die Zeitung ein Foto des Transparents im Stadion, das vom FC-Fanklub „Rote Böcke" aufgenommen wurde. Und damit der Skandal auch einer ist und die angedrohte Prügel authentisch wirkt, schnitt der Redakteur des Boulevardblattes kurzerhand den Zwinker-Smiley, der die Ironie unterstreichen sollte, einfach raus. Den Copyright-Schriftzug der „Roten Böcke" übrigens auch.

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Bei @BILD schneiden sie sich Fotos so zurecht, dass sie besser zur Geschichte passen: https://t.co/huX3pkdCRk pic.twitter.com/RUyOa4veAS
— BILDblog (@BILDblog) 30. November 2016

Die „Roten Böcke" entschieden sich daraufhin, einen Anwalt einzuschalten und gegen die Urheberrechtsverletzung des Axel-Springer-Verlags vorzugehen. Daraufhin konnte der Fanclub eine Unterlassungserklärung erwirken, wie der Fanklubvorsitzende Daniel Krebs dem Fanzine effzeh.com erklärte: „Sie verpflichten sich das Foto in Zukunft weder zu vervielfältigen noch zu verbreiten oder anderweitig öffentlich zugänglich zu machen, wie es in dem Artikel geschehen ist. Zusätzlich muss die Bild einen geringen Schadenersatz sowie die angefallenen Anwaltskosten zahlen." Wie effzeh.com meldet, will die Gruppe einen Teil des Schadenersatzes der FC-Stiftung zugutekommen lassen.

Einen Kontakt zwischen dem Fanclub und der Zeitung habe es laut Krebs nie gegeben—lediglich über die Anwälte wurde kommuniziert. Laut effzeh.com hatte sich Krebs nicht nur wegen der Nutzung des Bildes, sondern auch wegen des absichtlich reißerischen Bildausschnitts geärgert. „Es ist das Zusammenspiel von beidem. Erstens nicht zu fragen, und es dann zweitens noch zu verfälschen für einen Artikel, den wir für äußerst fragwürdig halten, war einfach zu viel und hat uns definitiv geärgert. Daher haben wir uns dann auch recht schnell dazu entschlossen, dagegen vorzugehen."

Vor allem der herausgeschnittene Smiley war ein kleines, aber feines Detail. „Wer uns kennt, weiß, dass wir keine gewaltsuchende Gruppe sind, im Gegenteil. Wer sich das Spruchband anschaut, wird den großen Smiley sehen", sagte schon Eike Wohlgemuth von den Coloniacs dem Express. „Irgendwie kamen wir auf das Wortspiel—und genau das ist es: ein Wortspiel, beim besten Willen kein Aufruf zur Gewalt", so Wohlgemuth und betonte noch mal: „Wer das Plakat sieht, wird erkennen, wie es gemeint ist: Ein Spruch mit einem sehr großen Augenzwinkern."

Die Bild-Zeitung hätte übrigens auch bei einer korrekten Anfrage das Foto nicht zur Verfügung gestellt bekommen, wie Krebs bei effzeh.com betonte:„Speziell der Bild hätten wir das nicht erlaubt—vorher nicht und nachher erst recht nicht. Der Fall hat uns auch mal wieder gezeigt, warum das so ist."