FYI.

This story is over 5 years old.

Stuff

Manuel Neuer ist eine Gefahr für die DFB-Elf und ihr wisst es

Nennt uns altmodisch, aber für uns gehört ein Torwart ins Tor.

Egal ob ihr im Keller eurer Eltern lebt oder auch im Real Life mit Menschen kommuniziert, eins sollte euch seit vergangenem Montag auffallen: Deutschland liebt Manuel Neuer. Der omnipotente Fußball-Tausendsassa spielte gegen Algerien auf nahezu allen Positionen gleichzeitig und lenkte dabei vom latenten Wachkoma seiner Teamkollegen ab. Eine Lücke in der deutschen Abwehr? Neuer ist da. Irgendjemand ist am Rand zum Mittelfeld über den Ball gestolpert? Neuer rettet die Situation. Und ganz Deutschland feiert ihn auch noch für seine waghalsigen Ausflüge in eine Welt, in der er eigentlich nichts zu tun hat. Wie viele Tore und rote Karten hat es schon gegeben, weil sich der Torwart als letzter Mann weit außerhalb des 16ers wiedergefunden und um 10 cm oder 3 Hundertstel Sekunden verschätzt hat? Doch statt ihn zur Vernunft aufzurufen und zu sagen „Torwart, bleib bei deinen Pfosten“, postet Internetdeutschland eine lustige Neuer-Collage nach der anderen und stilisiert ihn zum Helden.

Anzeige

Fast scheint es, als wäre Oliver Kahn der Einzige, der sich offen gegen die allgemeine Glückseligkeit bezüglich unseres Ausnahmetorwarts stellt. Der sieht die Pleiten-, Pech- und Pannen-Vorstellung des DFB-Teams im Spiel gegen Algerien nämlich nicht als Glanztat eines Einzelnen, sondern als unverantwortliches „Harakiri“. Was die—zugegebenermaßen recht bissigen—Algerier noch nicht gnadenlos ausgenutzt haben, wird spätestens bei dem Viertelfinalspiel gegen Frankreich schnell zur unverzeihlichen Schwäche. Schlittert Neuer dann gefährlich nahe an der Mittellinie herum, weil Höwedes sich lieber die Haare über die Platte kämmt, als seinen Job zu machen, werden all jene, die ihn jetzt zum Fußball-Messias erheben, nicht einmal mehr genug Zeit haben, das aktuelle Hashtag in die Handytastatur zu hämmern, bevor Benzema den Ball im deutschen Tor versenkt.

Während sich also der Großteil der Internetcommunity über Manuel-Memes amüsiert, in denen der als der neue Chuck Norris des Ballsports gefeiert wird (sorry, Hans Sarpei), gibt es aus fußballerischer Sicht eigentlich nur Grund zum Weinen. Zwar motzte der sonst eher leblos wirkende Per Mertesacker, dass es total egal sei, wie man ein Spiel gewinne. Ob man als eines der weltweit erfolgreichsten Teams überhaupt aber ernsthaft hinter einer Spiel-Philosophie stehen kann, die durch verzweifelte Rettungsaktionen des nimmermüden Torwarts oder das gute alte Glück zum Erfolg führt, ist mehr als fragwürdig.

Wir wollen nicht die permanent herumkrittelnden Waschweiber an der Seitenlinie sein, die alle Aktionen schlecht reden, nur um beim Ausscheiden aus dem Turnier damit prahlen zu können, „dass wir es doch die ganze Zeit gesagt haben“. Aber ernsthaft, Leute: Auch wenn der Manuel ein netter, gut aussehender Bursche ist, dessen Potential offensichtlich weit übers Bällefangen hinausgeht, wäret ihr doch die Ersten, die einen veritablen Shitstorm lostreten, wenn er durch seine offensive Beteiligung am aktiven Spielgeschehen ein Tor kassiert, das er sonst locker hätte halten können. Deswegen: Freut euch darüber, dass wir im Viertelfinale stehen. Heißt es gut, dass man sich im deutschen Team untereinander hilft, wenn Not am Mann ist. Aber ermutigt einen Torwart nicht dazu, seinen eigenen Job zu vernachlässigen, nur um seinen Abwehrkollegen im Wachkoma beizustehen. Wenn Jogi Löw uns in den kommenden Tagen nicht seinen Geheimplan eröffnet, zukunftsweisend ausschließlich mit Neuer-Klonen anzutreten, führt eine solche Einstellung die deutsche Mannschaft nämlich nicht ins Finale, sondern ins direkte WM-Aus.