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Seattle Seahawks

Die Seahawks wollen bei ihrem Eröffnungsspiel während der US-Hymne protestieren

Erst Kaepernick, jetzt Russell Wilson und seine Fischadler? Die Seahawks planen am Sonntag ein Zeichen gegen Rassismus. Sie wollen es allerdings nicht beim Sitzenbleiben belassen.
Kirby Lee-USA TODAY Sports

Am Sonntag spielen die Seattle Seahawks mit ihrem Star-Quarterback Russell Wilson gegen die Miami Dolphins. Und das Spiel verspricht nicht nur aus sportlicher Sicht spannend zu werden. Seahawks-Cornerback Jeremy Lane brachte den Ball in der letzten Woche ins Rollen, als er seine Solidarität gegenüber Colin Kaepernick ausdrückte und während der US-Nationalhymne ebenfalls sitzenblieb. Seitdem wurde teamintern diskutiert, ob die Mannschaft nicht auch als Ganzes ein Zeichen setzen sollte.

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Middle-Linebacker Bobby Wagner hat verraten, dass die Seahawks über ein gemeinsames Statement nachdenken. „Egal, was wir machen, es wird keine Aktionen Einzelner geben. Wenn dann, treten wir als Team geschlossen auf", so Wagner. „Und ehrlich gesagt glaube ich nicht, dass einfach nur Sitzenbleiben die Lösung ist. Wenn wir etwas machen, muss es etwas Größeres sein. Denn ansonsten wird es die Menschen, die die nächste schlimme Tat, den nächsten Mord begehen könnten, nicht erreichen. Trotzdem finde ich gut, was Kaepernick gemacht hat, weil es definitiv eine Diskussion ins Rollen gebracht hat. Aber es muss noch so viel mehr gemacht werden."

Die amerikanische Scheinheiligkeit in der Diskussion um Colin Kaepernicks Protest

Weitere Details wollte keiner der Seahawks-Spieler verraten. Und das ist auch gut so, denn der Überraschungseffekt würde ein mögliches Statement des Super-Bowl-Champions von 2013 noch verstärken. Die Symbolik würde wegen des spezielles Datum eh schon immens sein.

Denn stellt euch einfach mal vor: Wenn ein gelassen sitzender Kaepernick schon ein solches Medienecho auslösen konnte, was würde erst abgehen, wenn 53 Kerle einen Protest während der den Amerikaner so heiligen Nationalhymne auf die Beine stellen? Und das ausgerechnet am 11. September. Einem Tag, der den Patrioten des Landes (lies: Abermillionen) fast so heilig ist wie die Hymne selbst oder die Stars and Stripes.

Übrigens ist die Tatsache, dass Wagner die Öffentlichkeit gewissermaßen „vorgewarnt" hat, eine durchaus kluge Idee gewesen. So haben die ewig Gestrigen schon jetzt die Chance (hoffentlich nutzen sie sie auch), ihr rassistisches Pulver vorher zu verschießen, bevor die eigentliche Botschaft enthüllt wird. Bei Kaepernick war es andersrum: Er blieb drei Spiele lang sitzen, bevor jemand davon Notiz nahm. Und man bekam schnell den Eindruck, dass es bei ihm einen persönlichen Charakter hatte und nicht primär für die große Öffentlichkeit gedacht war. Als er dann dazu befragt wurde, hat er eine ehrliche Antwort zu seinen Motiven gegeben. Doch da hörten ihm viele schon nicht mehr zu, er war schon längst als Vaterlandsverräter und Aufwiegler abgekanzelt worden.

Jetzt wissen wir also schon vorher, dass eine mediale Bombe gezündet werden könnte. Auch dieses Mal werden wieder viele die Botschaft nicht raffen—weil sie sie nicht raffen wollen. Aber vielleicht werden ab Sonntag mehr Leute zumindest mal zuhören.