FYI.

This story is over 5 years old.

australian open 2016

Kerber und Williams kann man nicht vergleichen, wir haben es trotzdem getan

Morgen steht das Finale der Australian Open an. Mit dabei ist Angelique Kerber. Doch ihre Gegnerin scheint fast unschlagbar, sie ist die Nummer Eins der Weltrangliste: Serena Williams.
Foto: Imago

Vielleicht hörst du jetzt das erste Mal davon: Angelique Kerber steht im Grand-Slam-Finale der Australian Open. Die 28-Jährige überzeugte im Halbfinale mit einer wahnsinnigen Defensivstärke und besiegte Johanna Konta deutlich. Nach Abpfiff ließ Angie fassungslos ihren Schläger fallen und riss jubelnd die Hände zum Himmel, sie steht das erste Mal im Australian Open Finale. Nie war die Norddeutsche in einer besseren Form, der Sieg scheint zum Greifen nah… Wäre da nicht dieses klitzekleine Problem: Ihre Finalgegnerin heißt Serena Williams. Und die ist fast unschlagbar, oder?

Anzeige

Um zu schauen, ob Kerber überhaupt eine Chance hat, haben wir die beiden mal verglichen.

Die bisherigen Erfolge:

Okay, wir beginnen mit einer ziemlichen fiesen Kategorie. Was sollen wir sagen, Serena Williams Erfolge sind überragend.

Serena: Man weiß bei ihr gar nicht wo man anfangen und aufhören soll. Sie gewann jeweils sechs Mal die Australian Open, Wimbledon und die US Open. Dazu kommen drei French Open zu. 2012 gewann sie olympisches Gold im Einzel und schon drei Mal olympisches Gold mit Ihrer Schwester Venus im Doppel. Und neben Martina Hingis ist sie die einzige Tennisspielerin, die jemals die bedeutendsten fünf Auszeichnungen der WTA gewann. Die 34-Jährige ist immer noch eine der besten Tennisspielerinnen der Welt, wenn nicht sogar die Beste.

Kerber: Ihr wohl größter Erfolg ist das morgige Finale der Australian Open 2016. Bei den Grand Slams scheiterte sie immer recht früh, blamierte sich aber nie. In den letzten Jahren kratzte sie immer an der absoluten Weltspitze, ohne sich ganz oben behaupten zu können. Insgesamt gewann sie in ihrer Karriere sechs Turniere.

Das bisherige Turnier:

Mit Glück kommt man nicht ins Finale der Australian Open, beide Mädels haben auf dem Weg zum letzten Match einiges geleistet.

Serena: Als dreimalige Grand-Slam-Turnier-Siegerin der vergangenen Saison hatte Serena seit den US Open kein einziges Match mehr bestritten. Trotz der ungewohnt langen Pause spielte sich die Amerikanerin in Australien souverän ins Finale und ließ den Gegnern keine Chance. Mit 6:0 und 6:4 ließ sie Agnieszka Radwanska im Halbfinale keine Chance.

Anzeige

Kerber: Sie steht mittlerweile auf dem Weltranglistenplatz vier und sollte sie am Samstag das Finale gegen Williams gewinnen, wäre ihr Weltranglistenplatz zwei sicher. Angie wuchs in diesem Turnier über sich hinaus. Schon in der ersten Runde gegen die Japanerin Misaki Doi musste sie einen Matchball abwehren. Ab da spielte sie ein souveränes Turnier, schlug sogar ihre Angstgegnerin Victoria Asarenka ohne Probleme und kämpfte sich verdient ins Finale.

Die Mentalität:

Williams: Sie ist eine echte Kampfsau, ihre größte Stärke ist ihr wahnsinniger Wille zum Sieg. Sie lässt sich keine Nervosität, keine Fehler, keine Schwäche anmerken. Ihr strenger, entschlossener Blick und ihr dominantes Auftreten macht sie zu einer ungemütlichen Gegnerin und kann die Knie der Gegnerinnen zum Schlottern bringen.

Kerber: Sie ist ein blonder Sonnenschein. Sie zeigt Emotionen, kann sich freuen und auch öffentlich Niederlagen bedauern. Im Medientrubel wirkt sie schnell etwas eingeschüchtert und unsicher. Doch auf dem Platz ist davon nichts zu sehnen, dort zeigt sie Stärke, Konzentration und ist völlig präsent. Sie lässt sich auch von der „übermenschlichen" Gegnerin Williams nicht verunsichern. „Serena ist auch nur ein Mensch".

Das Team:

Wiliams: Serena wurde lange von ihrem Vater Richard Williams gecoacht und erlang mit ihm fantastische Siege. Ihre Familie steht immer noch hinter ihr und ist ihr größter Unterstützer. Mit ihrer, ebenfalls sehr begabten Schwester Venus, gewann sie viele Doppel und holte mehrmals Gold bei der Olympiade. Mittlerweile ist Patrick Mouratoglou ihr Trainer und gleichzeitig auch ihr langjähriger Freund. Serena Williams unterscheidet nicht zwischen Familie und Beruf. Tennis ist ihr Leben.

Kerber: Seit 2015 wird Angie von Torben Beltz trainiert. Die beiden haben ein freundschaftliches, intimes Verhältnis und harmonieren wie kein anderes Tennis-Duo. „Er weiß genau, wie ich ticke, weiß, wann ich mal Zeit für mich brauche und kann auch mit meinem Emotionen umgehen", erzählt sie in einem Interview. Und nicht nur das, ihr Coach unterstützt sie bei den Australian Open auch auf, naja, wie soll man sagen… sehr männliche Art und Weise. Seit Beginn des Turniers rasiert er sich seinen Bart nicht mehr und wird morgen, voller Stolz und mit Vollbart, Angelique Kerber von der Seitenlinie unterstützen.

Der Druck:

Wiliams: Sie hat einen Titel zu verteidigen. Den Titel der unschlagbaren Tennis-Titanin. Eine Niederlage gegen die doch sehr unerfahrene Angelique Kerber wäre für Williams eine Blamage. Jeder erwartet von ihr den Sieg und sollte sie diesen nicht holen, würde ihr Stern am Tennishimmel etwas verblassen.

Kerber: Natürlich steht auch sie sehr unter Druck, sie tritt morgen gegen die wohl beste Tennisspielerin der Welt im Grand-Slam-Finale an. Die ganze Welt wird zuschauen, es ist Angies Chance sich einen geschichtsbuchträchtigen Namen in der Tenniswelt zu machen. Doch erwartet niemand ernsthaft den Sieg der 28-Jährigen. Der ganze Stolz gilt schon dem Erlangen des Finales. Deutschland ist aus dem Häuschen, getuschelt wird über die nächste Steffi Graf und alle drücken ihr die Daumen. Doch an einen Sieg glaubt niemand wirklich. Und auch Kerber selber sagt sie will das Spiel einfach genießen, wird alles für den Sieg geben und weiß: „Ich habe nichts zu verlieren". Finden wir auch.

Achso, was wir euch eigentlich vorenthalten wollten: der direkte Vergleich. In sechs Matches zwischen den beiden gewann Kerber genau ein Mal. Zeit, die Statistik zu verbessern.