Warum investieren Fußballvereine nicht in ihre Basketballabteilungen?
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Warum investieren Fußballvereine nicht in ihre Basketballabteilungen?

Uli Hoeneß hat es vorgemacht: Der FC Bayern Basketball ist auf dem Weg ein europäisches Topteam zu werden. Doch was ist mit Dortmund, Schalke oder dem HSV?

Uli Hoeneß' großer Traum war immer, mit zwei Mannschaften auf dem Marienplatz zu stehen. Er wollte nicht nur mit den Fußballern des FC Bayern München auf dem Rathausbalkon die Meisterschaft feiern, sondern auch mit seinen Basketballern. 2014 sollte dieser Traum für ihn in Erfüllung gehen.

Drei Jahre zuvor waren die Basketballer sportlich in die erste Liga aufgestiegen und durch eine Finanzspritze des großen Fußball-Bruders schnell konkurrenzfähig geworden. Dadurch gab es einen neuen, ernstzunehmenden Gegner für die Liga-Größen Alba Berlin, Bamberg und den Rest der BBL. Durch Hoeneß' Engagement zog das Team aus der miefigen Turnhalle nahe des Trainingsgeländes der Fußballer in den Audi-Dome. Und Basketball war in München plötzlich gesellschaftsfähig.

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Foto: imago/Lackovic; Bayern Basketball an der Säbenerstraße 2009

Foto: imago/Buthmann; Bayern Basketball im Audi Dome 2015

Ganz nach dem Vorbild von Barcelona und Real Madrid, wollte Uli Hoeneß die Marke Bayern München erweitern und für sportartübergreifende Dominanz in Deutschland sorgen. Hoeneß sah das Potential und nutzte es aus. Seine Leidenschaft für den Basketball versuchte er auch anderen, großen Vereinen des deutschen Fußballs schmackhaft zu machen und diese in Vieraugen-Gesprächen vom „Münchner Weg" zu überzeugen.

Für den deutschen Basketball, der lange ein Dasein als Nischensportart fristen musste, war Hoeneß' Einsatz für den Sport wohl das beste was passieren konnte. Sein Interesse beruht größten Teils auf seiner eigenen Basketball Vergangenheit. „Ich bin ein großer Fan, ich habe auch auf dem Gymnasium in Ulm selbst in der Schulmannschaft gespielt", sagte Hoeneß, der seine frühere basketballerische Stärken in seiner Schnelligkeit und Sprunggewaltigkeit sah, wie er in einem Interview in der Welt, 2010 erzählte. Doch wahrscheinlich ist es nicht nur die Liebe zum Sport, die Hoeneß dazu brachte, die Basketballabteilung der Münchner auszubauen. Er sah auch das Potenzial, dass sich finanziell über Fernsehrechte einholen ließ. „Natürlich ist es wichtig, dass Basketball im Fernsehen präsent ist, aber ein Vertrag, der kein Geld bringt, ist für mich kaum vorstellbar. Sollten wir in die erste Liga aufsteigen, werden wir alles dafür tun, dass sich diese Situation ändert. Wir halten nichts davon, Rechte umsonst abzugeben", äußerte sich Hoeneß vor dem Aufstieg in die BBL. Die Richtung schien klar: Den Sport zu pushen und letztenendes dadurch eine neue Einnahmequelle für die Bayern zu kreieren.

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Das Mitmischen der Bayern im Basketball-Oberhaus ist trotz der anfänglichen Beschwerden einiger Vereine ein Segen—vor allem für die Kassen der etatmäßig kleiner aufgestellten Teams. Wie im Fußball polarisiert die Marke FC Bayern. Auch im Basketball sorgen die Münchner bei Auswärtsspielen für ausverkaufte Hallen. Noch bevor der Mannschaftsbus vor den Hallen der Liga vorfährt ist klar, dass auch das Team der Basketballer aus München demselben Bayern-Hass zum Opfer fallen wird, wie der große Fußballbruder. Geht es gegen die Jungs von der Isar, scheint die Motivation eines jeden Teams auf einmal einen Boost zu erleben. Denn für viele Teams ist die Chance auf einen Sieg gegen die Bayern das Highlight ihrer Saison.

Mit einem Etat von circa 12 Millionen Euro gehören die Bayern-Basketballer auch in dieser Kategorie zur Liga Spitze. Dadurch wurde der Verein nicht nur zum Sammelbecken der deutschen Nationalspieler, sondern auch der amerikanischen Topstars der Liga.

Foto: imago/Christian Schroedter; Bo McCalebb

Auch auf das Gesamtimage der Liga hat sich das Mitspielen der Bayern im Basketballzirkus positiv ausgewirkt. Durch den höheren Etat war es ihnen möglich, Spieler wie Bo McCalebb in die BBL zu locken und internationale Klassespieler wie John Bryant in der Liga zu halten. Dadurch trugen sie auch indirekt zum Wachstum der Popularität des Basketballsports in Deutschland bei. Seit dem Auftauchen der Münchner in der Basketball-Bundesliga stiegen die Zuschauerzahlen um ganze neun Prozent. Ein wichtiger Schritt, um die Basketball-Bundesliga auch unter den europäischen Topligen konkurrenzfähig zu machen. Doch wie sähen diese Zahlen wohl mit einem Basketball-Dortmund oder einem Basketball-Schalke in der Liga aus? Wie könnte man sich das Revier-Derby dieser beiden auf Basketball-Ebene vorstellen? Vielleicht wird sich das auch Uli Hoeneß gefragt haben.

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In einem 2013 geführten Interview äußerte er sich über sein Vorsprechen in der Fußballwelt. „„Ich würde mich sehr freuen wenn viele andere Vereine auch auf die Idee kommen würden." Schon damals, zwei Jahre nach dem sportlichen Aufstieg der Bayern, war es Hoeneß' Ziel, andere Vereine mit seiner Begeisterung anzustecken. „Das würde dem Sport unglaublich helfen."

Für Hoeneß war jedoch klar, dass sich das Basketballprojekt der Münchner nach kurzer Starthilfe selber tragen musste. Denn ein Bayern München wirtschaftet immer grundsolide und das sollte sich auch im Basketball nicht ändern. Immer noch werden die Basketball-Mannschaften von Barcelona oder Madrid durch eine Querfinanzierung zu dem gemacht, was sie sind. Eine Herangehensweise, die der langfristigen, finanziellen Gesundheit eines Vereins eher schadet, als ihr zu helfen.

Trotz Hoeneß' Versuche die Fußballwelt vom Basketballsport zu überzeugen, hat sich seit 2013 jedoch nichts getan. Auf Anfrage von VICE Sports in der Geschäftsstelle von Borussia Dortmund hieß es: „„Wir konzentrieren uns ausschließlich auf Fußball und engagieren uns im Handballbereich."

Beim Hamburger SV sieht man das Problem eher in dem finanziellen Risiko. Zwar haben die Hamburger eine Basketballabteilung, doch die HSV-Basketballer spielen nur in der fünften Liga und haben mit professionellen Strukturen wenig zu tun. Basketballabteilungsleiter Armin Bansleben sieht die Teilnahme einer Profimannschaft vom HSV am Spielbetrieb der BBL in naher Zukunft unrealistisch. „Auf der einen Seite ist es der finanzielle Aspekt, mit dem der Verein schon jetzt genug zu kämpfen hat, auf der anderen sind es die Hamburg Towers, die seit 2014 in der Pro A unterwegs sind und schon jetzt langfristige Erstliga-Ambitionen Pläne schmieden, die ein Engagement von HSV-Seite schwierig machen."

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Auch Schalke 04, die zwar gegenüber Sport 1 erst im Februar ein klares Interesse am Mitmischen im professionellen Basketballgeschäft der BBL äußerten, dementierten dies gegenüber VICE Sports auf Nachfrage. Es wäre mit zu großen Investitionen verbunden, angefangen beim Bau einer geeigneten Spielstätte, hieß es von Thomas Spiegel, Pressesprecher des FC Schalke. „

Ein solches Ziel stünde auch nicht im Einklang mit dem satzungsgemäßen Vereinszweck. Der FC Schalke 04 ist ein eingetragener Verein, ein Fußball-Club, dessen satzungsgemäßer Zweck es ist, „Fußball, Basketball, Handball, Leichtathletik und Tischtennis unter diesem Gesichtspunkt zu fördern, wobei die Belange des Fußballs grundsätzlich vorrangig seien, so Spiegel weiter.

Es scheint also auch auf Schalke keine ernsthaftes Interesse am „„Münchner Weg" zu geben. Dabei ließen auf Schalke neben dem Fußball doch so viele Parallelen ziehen. Die kleine miefige Mehrzweckhalle, der große Fußballbruder und das Potenzial der Region. Wie es aussieht, ist professioneller Basketball für viele eine zu große Hürde, die zu meistern wäre. Uli Hoeneß´ Versuch, seinen Einfluss aus dem Fußball dafür zu nutzen, um Basketball in Deutschland populärer zu machen, sollte man auf jeden Fall würdigen. Trotzdem sollte man aber auch nicht außer Acht lassen, dass wohl neben der Liebe zum Sport auch ein großes finanzielles Interesse dahinter stecken wird.